kurzkritik: „Die Beissfrequenz der Kettenhunde“
: Kernige Manager

Herr Vischer ist schlank, kniet am Boden und küsst Füße. Die von Herrn Klaase. Denn Herr Klaase ist Chef eines Hamburger Textil-Unternehmens und hat soeben beschlossen, Herrn Vischer zum Geschäftsführer zu machen. Für diesen ist es ein raketenhafter Aufstieg, und so schnell, wie er den Job bekommen hat, übernimmt er auch die Sprache des neuen Chefs: Man verkehrt im Kasernenhof-Ton miteinander. Kernig, jovial, so, wie man die Old-Economy aus Heinz-Rühmann-Filmen kennt.

Dabei möchte Andreas Marbers Stück „Die Beissfrequenz der Kettenhunde“ im Thalia-Theater durchaus in der Gegenwart verankert sein: als exemplarische Managergeschichte in globalisierten Zeiten. Herr Vischer nämlich verwickelt sich erstens in Bürointrigen, nachdem er in Gutsherrenart Mitarbeiter demütigt, und vergreift sich zweitens im Geschäftsgebaren, als er sich mit dem mächtigen Handelspartner Aldi Nord anlegt. Chef Klaase setzt Vischer daraufhin vor die Tür. „Ich hätte es nicht anders gemacht“, sagt dieser – und sieht als einzigen verbleibenden Weg den Selbstmord.

Brillant ist, was Schauspieler Peter Jordan aus Vischers Abschiedsmonolog macht: Die lange unbewegte Miene bricht auf, die kühle Abgeklärtheit fällt in sich zusammen. Ein eindrucksvolles Ende, das im Kontrast steht zu dem, was Regisseur Stephan Kimmig ansonsten aus dem Text gemacht hat: eine Komödie um Büro und Karriere, deftig gespielt in pseudorealistischen Kulissen, so eloquent wie harmlos. Klaus Irler

nächste Vorstellungen: 29. und 30. Oktober, 20 Uhr, Thalia Theater