michael rensing
: Der Erbfolger

Es war kein wirklich dankbarer Nachmittag für Michael Rensing im Bochumer Ruhrstadion. Beim 2:1-Erfolg des FC Bayern München über den VfL Bochum durfte sich der Nachfolger von Oliver „Titan“ Kahn nicht wirklich auszeichnen. Der einzig ernsthafte, von U21-Nationalspieler Dennis Grote abgegebene Schuss auf das Tor, senkte sich in der 11. Minute unerreichbar in den Winkel. In den restlichen 80 Minuten bekam es der 23-jährige Wahl-Bayer nur noch mit Flanken aus dem Halbfeld zu tun. Er wirkte dabei nicht immer zu 100 Prozent souverän.

Vielleicht können die kommenden Wochen dabei helfen, nach Jahren der Bankdrückerei, den Rhythmus eines Stammtorhüters zu erfühlen: „Es tut mir gut, mal fünf Spiele am Stück zu machen“, sagte Rensing nach seinem 16. Bundesligaeinsatz. Die Lautstärke und Ausstrahlung seines großen Kollegen hat er zwar noch nicht erreicht, aber er arbeite daran. Zumindest so lange, bis Kahn zurückkehrt.

Uli Hoeneß würde es freuen. Der hyperaktive Bayern-Lobbyist hatte Rensing bereits mehrfach die virtuellen Handschuhe von Sepp Maier übergestülpt: „Ich muss ja lachen, wenn ich die Diskussion um die Nachfolge von Jens Lehmann höre. Der Nachfolger ist Michael Rensing und sonst keiner“, sagte er zuletzt. Und eigentlich war das Wochenende wie gemacht für Rensing: Kahn verletzt, Timo Hildebrand beim 4:2-Erfolg des FC Valencia in La Coruña nur auf der Bank, Jens Lehmann bei Arsenal nicht im Kader und Schalkes Manuel Neuer mit einem Riesenpatzer beim 1:1 in Rostock. Die Konkurrenten schwächelten, doch Rensing blieb die Bewährungschance verwehrt. Doppelt schade, da am Samstagabend noch ein medienwirksamer Auftritt im „ZDF-Sportstudio“ anstand.

Vielleicht hätte er für einen Tag mit seinem Gegenüber Jan Lastuvka tauschen sollen. Der Tscheche stand permanent im Blickpunkt, machte seine Sache eigentlich ganz gut, sah allerdings bei den beiden Gegentreffern von Franck Ribéry (36.) und Bastian Schweinsteiger (78.) unglücklich aus. Ein Rensing in der von Uli Hoeneß herbeigesehnten Form hätte den Bochumern vermutlich einen der äußerst raren Siege gegen die rot-weiße Angriffsmaschine beschert.

HOLGER PAULER