Nostalgische Besetzer

JUBILÄUM Das Hausprojekt Köpi in Mitte wird 25 und feiert das mit einer Geburtstagswoche

Der Versammlungsraum der Köpi ist am Dienstagabend voll. Dicht gedrängt sitzen etwa hundert Menschen auf Bierbänken und auf dem Boden, viele stehen. Der Hund eines Bewohners streunt zwischen den Beinen der Besucher herum und leckt freudig die Reste von den abgestellten Teller ab. Es gibt Grund zum Feiern: Die Köpi wird 25. – im Februar 1990 wurde das Haus in der Köpenicker Straße 137 besetzt und ein alternatives Wohn- und Kulturprojekt gegründet. Das feiern die Bewohner mit einer Geburtstagswoche, in deren Rahmen zu Diskussionen, Konzerten und anderen Veranstaltungen eingeladen wird.

An diesem Abend wird zunächst ein Film über die ersten zehn Köpi-Jahre gezeigt. Bei der anschließenden Gesprächsrunde mit fünf der sieben bis zehn Anfangsbesetzer – wie viele es genau waren, weiß hier niemand mehr – wird viel von den Anfängen geschwärmt: Dieser Zeit zwischen Mauerfall und deutscher Einheit, als die Polizei aus dem Westen noch nicht in den Osten durfte und die Volkspolizisten aus Unsicherheit sowieso nichts taten. Die Experten der Stunde null streiten sich auch: Sie sind sich uneins, was damals genau passiert ist, jeder hat seine eigene Erinnerung. So bleibt einiges der Spekulation der Gäste überlassen, etwa, ob die Köpi nun tatsächlich mal von Nazis angegriffen wurde oder nicht.

Doch in einem Punkt sind sich die fünf einig: „Es ist alles wie früher hier“, sagt eine von ihnen, und die anderen nicken. Der Hof, der Versammlungsraum, die Einrichtung. Nur die Bewohner sind andere: Ein einziger der Anfangsköpianer ist geblieben. Der Rest lebt mittlerweile woanders, viele von ihnen allerdings weiter in alternativen Wohnprojekten.

„Die Köpi war von Anfang an ein offenes Haus, jeder konnte kommen“, sagt Moni, eine Besetzerin der ersten Stunde. Das spiegelt sich auch im heutigen Publikum wider: Punks und Hippies sitzen neben Müttern mit Babys und essen Kartoffeln mit Curry-Mango-Sauce, Satzfetzen in allen möglichen Sprachen fliegen durch den Raum.

Nach der Räumung des benachbarten Wagenplatzes im Frühling 2013 scheint nun erstmal Ruhe im Kampf um eines der größten autonomen Projekte Berlins eingekehrt zu sein. „Wenn wir so weitermachen, dann gibt’s uns noch ein paar Jahre“, meint eine Bewohnerin, und Moni fügt hinzu: „Das alles hier ist ein Freiraum, egal für wen oder was, es geht mal mehr, es geht mal weniger, aber es passiert immer was.“

MARIE-THÉRÈSE HARASIM