DAS DING, DAS KOMMT
: Friede in den Netzen

DAS SMARTPHONE trägt die sozialen Netzwerke in den Alltag – und damit die Trolle. In Hamburg setzt sich nun die „Social Media Week“ mit Online-Umgangsformen auseinander

Man keift, faucht und pöbelt sich im Netz um den Verstand, als gäbe es Punkte dafür

Bei allen Errungenschaften, die mit Internet, Smartphones und Apps einhergehen – es hat eben auch all dies wieder mal seine leidlichen Schattenseiten: Man keift, faucht und pöbelt sich im Netz um den Verstand. Und das, als gäbe es Punkte dafür.

Das Smartphone trägt dabei die sozialen Netzwerke konsequent weiter in den Alltag. Und mit ihnen die Trolle, Berufsschreier und 24/7-Pöbler aus den Kommentarspalten, Twitterfeeds und E-Mail-Konten dieser Welt: Empörung, Frust und Hysterie im Dauerabo. Bemühungen Einzelner um eine sogenannte Netiquette bleiben seit jeher erfolglos. Im Jahr 2010 sah sich gar der Deutsche Knigge-Rat berufen, dem Treiben mit offiziellen Benimmregeln für das Netz entgegenzuwirken.

Trotz der vermeintlich unendlichen Weiten des Netzes, der Social-Media-Nutzer von heute ist vor allem eines: kurz angebunden. Ob privat oder öffentlich. Obwohl die Verweildauer auf den einzelnen Plattformen im Schnitt kürzer wird, ist man dann eben doch irgendwie ständig präsent. Auf Abruf eben. Die Zeit, die man sich selbst nicht mehr gönnt, wird folglich auch dem Gegenüber nicht gegönnt. Die Geduld sinkt und die Erwartungshaltung an eine unmittelbar folgende Antwort auf noch die letzte Belanglosigkeit tritt selbstbewusst zu Tage.

Zu guter Letzt ist die Anonymität des Netzes die wohl größte Spielwiese für alles, was mit Leidenschaft Hass, Rassismus und den altbekannten Kanon an Diskriminierungen versprüht. Von der Politik wird in regelmäßigen Abständen sogar über einen Klarnamenzwang für Internetnutzer nachgedacht. Was bleibt also als Konsequenz? Die Flucht ins Analoge? Alles alternativlos?

Es gibt Hoffnung. Denn der Trend scheint stark dahin zu gehen, sich bewusst mit den Umgangsformen im Netz auseinanderzusetzen. So auch auf der Social Media Week in Hamburg. Am kommenden Montag beginnt sie und behandelt unter anderem die eben benannten Fragen für Branchen-Bereiche wie „Community-Management“ und „Krisenkommunikation“. Man beschäftigt sich mit der Diskussionskultur im Netz und sucht nach möglichen Lösungsansätzen für eine friedlichere Kommunikation im Netz.

Wer seinen Teil zum großen Ganzen beitragen will, kann natürlich auch jederzeit selbst damit anfangen. Wie es um den Frieden im Netz bestellt ist, das hat ja jeder jederzeit selbst in der Hand (oder der Hosentasche).  FAL

■ Mo, 23. 2., bis Fr, 27. 2., socialmediaweek.org/hamburg