Was ist so schlimm an einem Staatsbankrott?
Hans-Werner Sinn

COUNTDOWN Die aktuellen Hilfsprogramme für Griechenland enden am 28. Februar. Danach droht die Pleite. Doch andere Staaten machen es vor: Das Leben geht auch so weiter

Die Streitfrage wird vorab online gestellt.

Immer dienstags. Wir wählen eine interessante

Antwort aus und drucken sie dann in der taz.am wochenende www.taz.de/streit oder www.facebook.com/taz.kommune

Redaktion: Mara Bierbach, Sebastian Kempkens, Markus Lücker

Fotos: Wassilis Aswestopoulos/imago (groß); Ifo-Institut; Bundesbank; dpa (2)

Ein Staatsbankrott in der Eurozone bedeutet, dass statt der Steuerzahler anderer Länder die Anleger die Verluste tragen. Vor vierzehn Tagen erklärte der griechische Finanzminister, dass sein Land insolvent sei. Nur leider haben sich die Privatanleger dank der Hilfen der EZB schon aus dem Staub machen können. Und der Steuerzahler ist ohnehin schon an der Angel, daraus kann er sich nicht mehr befreien.

Hans-Werner Sinn, 66, ist Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung

Ruth Oppl

Statt Eure Leser zu fragen, wendet Euch doch lieber an diejenigen in Griechenland, die so ein Staatsbankrott betrifft: Kranke, Alte, Arbeitslose und Flüchtlinge. Die freuen sich sicher drauf.

Ruth Oppl, 40, ist taz-Leserin und hat die Streitfrage auf Facebook kommentiert

Anton Hofreiter

Ein Grexit hätte fatale Folgen für die griechische Wirtschaft und würde noch mehr Menschen in die Arbeitslosigkeit stürzen. Gleichzeitig würde sich die EU selbst schwächen und hätte weniger Gewicht in Verhandlungen um ein globales Klimaschutzabkommen oder bei TTIP.

Anton Hofreiter, 45, ist Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag

Jens Weidmann

Eine Staatsinsolvenz richtet massiven wirtschaftlichen Schaden an und zerstört Vertrauen. Stehen Hilfsgelder im Feuer, werden auch Steuerzahler anderer Länder belastet. Letztlich sind die Euro-Staaten aber finanzpolitisch eigenverantwortlich. Weigern sie sich, Vereinbarungen einzuhalten und Schulden zu bedienen, ist der Bankrott unvermeidbar, mit allen Konsequenzen.

Jens Weidmann, 46, ist Präsident der Bundesbank

Sahra Wagenknecht

Ist ein Land überschuldet, braucht es einen Schuldenschnitt. Banken, die wie in Griechenland eine übermäßige Verschuldung finanzieren, müssen auch die Verluste tragen. Stattdessen über ein Kürzungsdiktat Unsummen für den Schuldendienst herauszupressen, löst das Problem nicht: Das betroffene Land wird ärmer und ist damit erst recht überschuldet.

Sahra Wagenknecht, 45, ist Vizefraktionsvorsitzende der Linkspartei im Bundestag