In Guatemala regiert wieder ein Militär

GUATEMALA Exgeneral Otto Pérez Molina gewinnt die Stichwahl ums Präsidentenamt deutlich. Menschenrechtsorganisationen befürchten eine Militarisierung nach mexikanischem Vorbild

SAN SALVADOR taz | Guatemala wird in den kommenden vier Jahren wieder von einem Militär regiert. Der 61-jährige Exgeneral Otto Pérez Molina hat am Sonntag die Stichwahl ums Präsidentenamt klar gewonnen. Nach dem vorläufigen Ergebnis kam der Kandidat der rechten Patriotischen Partei auf knapp 55 Prozent der Stimmen. Sein Kontrahent Manuel Baldizón von der ebenfalls rechten Partei der erneuerten demokratischen Freiheit erreichte entsprechend rund 45 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag unter 50 Prozent.

„Ich werde euch nicht enttäuschen“, sagte Pérez Molina, nachdem er vom Wahlrat zum Sieger erklärt worden war. „Sicherheit und Gerechtigkeit werden meine Prioritäten sein.“ Vor vier Jahren noch hatte sein Programm einer Politik der „harten Hand“ gegen die überbordende Kriminalität die Mehrheit der Guatemalteken erschreckt. Er verlor die Stichwahl gegen den sanften Sozialdemokraten Álvaro Colom. Weil unter dessen Regierung die Kriminalität weiter zugenommen hat, trauen die Guatemalteken nun offenbar einem Militär eher zu, Jugendbanden und Drogenmafias in den Griff zu bekommen. Guatemala gehört mit 47 Morden pro 100.000 Einwohnern im jahr zu den gewalttätigsten Ländern der Welt.

Im Vergleich zu seinem Kontrahenten Baldizón wirkt der Exgeneral Molina fast schon gemäßigt. Baldizón hatte im Wahlkampf öffentliche Hinrichtungen gefordert. Er wollte die Polizei auflösen und durch eine militärisch strukturierte Nationalgarde ersetzen. Vielen Guatemalteken ist Baldizón suspekt. Der neureiche Jungunternehmer ist in seiner Heimatprovinz Petén innerhalb weniger Jahre zu einem mächtigen Mann aufgestiegen. In dieser Provinz wird viel Geld mit Drogen verdient. Über den Petén wird der größte Teil des von Kolumbien kommenden Kokains nach Mexiko geschleust.

Molina ist der erste General, der nicht durch Staatsstreich, sondern durch Wahlen Präsident Guatemalas wird. Die Militärdiktatoren, die ab 1954 das Land 32 Jahre lang regierten, hatten sich allesamt an die Macht geputscht. Unter ihrer Regie war Pérez Molina Anfang der achtziger Jahre für Militäroperationen in der Provinz Quiché verantwortlich. Seine Einheit soll dort Massaker an der Zivilbevölkerung verübt haben. Menschenrechtsorganisationen befürchten nun eine Militarisierung der Gesellschaft nach dem Vorbild des mexikanischen Kriegs gegen die Drogenkartelle.

CECIBEL ROMERO

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