Ölförderung im Weltnaturerbe

MEERESSCHUTZ Umweltverbände kritisieren Absicht von RWE Dea, im Nationalpark Wattenmeer zu bohren

Die Ankündigung des Energiekonzerns RWE Dea, die Ölförderung im Wattenmeer auszuweiten, ist auf massive Kritik getroffen: Die Unternehmung gefährde das Weltnaturerbe, finden die Umweltverbände Nabu, WWF und Schutzstation Wattenmeer. Der Konzern hatte mitgeteilt, an vier weiteren Stellen im schleswig-holsteinischen und niedersächsischen Wattenmeer nach Öl bohren zu wollen. Seit 1987 betreibt RWE Dea die Förderplattform Mittelplate vor Dithmarschen nördlich der Elbmündung.

„Ölförderung hat im Nationalpark Wattenmeer nichts zu suchen“, sagt Dominic Cimiotti vom Nabu. Bohrungen im Wattenmeer erhöhten die Gefahr von Ölverschmutzungen in einem besonders sensiblen Lebensraum. „Deutschland braucht das Öl aus dem Nationalpark Wattenmeer nicht“, so Hans-Ulrich Rösner, Leiter des WWF-Wattenmeerbüros. „Angesichts des Klimawandels, der durch den beschleunigten Meeresspiegelanstieg auch das Wattenmeer in Gefahr bringt, muss man weltweit auf erneuerbare Energien umsteigen.“ Die Suche nach Erdöl ausgerechnet in einem Nationalpark erübrige sich daher.

„Massiver Eingriff“

„Jede Ölsuche ist ein massiver Eingriff in das Ökosystem Wattenmeer“, erklärt Silvia Gaus, Naturschutzexpertin der Schutzstation Wattenmeer. „Die geplanten Bohrungen verstoßen aus unserer Sicht eindeutig gegen das Nationalparkgesetz.“

Der Konzern will an vier Stellen vor der Küste durch Bohrungen vermutete Reserven von rund 23 Millionen Kubikmetern Erdöl nachweisen. Die entsprechenden Anträge würden bald in Niedersachsen und Schleswig-Holstein eingereicht. Bei der Erkundung würden höchste Sicherheitsstandards eingehalten, versicherte RWE und kündigte einen offenen Dialog mit Verbänden, Naturschutzorganisationen und den Bürgern der Region an. „Wir wissen um das sensible Umfeld und die damit verbundene Verantwortung“, so Vorstand Ralf to Baben. SMV