Geld für Gründer

Berlin ist deutschlandweit am erfolgreichsten, jungen Forschern dabei zu helfen, ihre Idee marktfähig zu machen

Bislang 43 Teams haben in Berlin seit 2005 ein staatliches Gründerstipendium, EXIST genannt, erhalten. Der Name ist irreführend, denn das Geld gibt es nicht für die Gründung, sondern deren Vorbereitung. Dazu gehört vor allem, die Geschäftsidee geschäftstauglich zu machen.

Einen Großteil der Förderzeit verwenden die Gründungsvorbereiter aber darauf, sich um eine Anschlussfinanzierung zu kümmern. Es ist ein Hangeln von Stipendium zu Stipendium: Firmengründung in Zeiten staatlicher Subventionierung. Die Unternehmer in spe sind meist männlich, haben Natur- oder Ingenieurwissenschaften studiert und kaum Probleme, eine feste Anstellung mit geregelter Arbeitszeit und gutem Gehalt zu finden. Trotzdem ziehen sie die Ochsentour vor, arbeiten sich in Betriebswirtschaft ein, wohnen in WGs, während ihre Exkommilitonen Firmenwagen fahren. Sie haben „ihr Produkt“ und sie wollen es ganz groß rausbringen.

Nirgendwo in Deutschland werden so viele Gründer-Anträge bewilligt wie in Berlin – mehr als 75 Prozent aller deutschen Anträge. Und Berlin ist auch am erfolgreichsten, wenn es darum geht, dass junge Forscher ihre Ideen nicht nur auf dem Papier ihrer Masterarbeit, sondern auch am Markt umsetzen. Von den 43 EXIST-Stipendiaten oder Stipendiatenteams besitzen rund 25 ihre eigene Firma.

Rosige Zahlen. Sie stammen von Marcel Tilmann, dem Koordinator des Berliner Netzwerks B!GRÜNDET aus sieben Berliner Hochschulen. Unter www.begruendet-berlin.de können sich gründungswillige Forscher informieren, wie ihnen auf dem Weg von der Uni zum Unternehmen geholfen werden kann. „Die Ausgründung von Firmen an Universitäten ist in“, sagt Tilmann. Inzwischen haben alle Berliner Hochschulen einen eigenen Beratungsdienst dafür eingerichtet. In den USA gibt es solche Einrichtungen schon lange. Zum Vergleich: Das Massachusetts Institute of Technology in Cambridge meldet allein aus den letzten zehn Jahren 1.000 Spin-offs. Von der Gründung 1861 bis 1997 waren es 4.000 mit insgesamt 1,1 Millionen Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 232 Milliarden Dollar. Berlin ist davon noch ein Stückchen entfernt.

Das EXIST-Gründerstipendium gibt Einzelnen und Teams von maximal drei Personen für ein Jahr Geld. Während dieser Förderphase bleiben sie an den Universitäten. Die erfüllen ihnen zu günstigen Konditionen die Grundbedürfnisse: einen Arbeitsraum, Telefon- und Internetanschlüsse, Labors und Toiletten. Ein Hochschullehrer betreut das Projekt. Einfache Absolventen bekommen monatlich 2.000 Euro, promovierte 2.500. Außerdem können sie Sachmittel bis zu 17.000 Euro abrufen.

Erst danach stehen die richtigen Investitionen an für Büroräume, Werbungen und Mitarbeiter. Marcel Tilmann macht keinen Hehl daraus, dass sich der Gründer „finanziell auf eine lange Durstrecke einstellen“ muss. Wer Glück hat, wie die Jungs von EcoIntense (siehe oben), bekommt den begehrten, mit 500.000 Euro dotierten Hightech-Gründerfonds. Aber die meisten, sagt Tilmann, bitten Freunde um Geld oder fragen die Oma. SVEN BEHRISCH