Happening auf dem Bahnhof

betr.: „Kippt die Stimmung an den Gleisen?“, taz vom 26. 10. 07

„Ein wahres Happening“ und „so könnte das immer sein“ waren zwei Kommentare, die ich hören konnte. Frankfurter Hauptbahnhof, 25. Oktober, 11.20 Uhr: Man schaut in viele zufriedene und lächelnde Gesichter, die sich aus dem Frankfurter Bahnhof drängen. Sieht man von dem künstlich gestifteten und strategisch gut inszenierten Durcheinander ab, das die Deutsche Bahn in ganz Deutschland angerichtet hat, so hat sie sich noch nie besser verkauft als in den letzten Tagen. Service-Points, so weit das Auge reicht, Eins-zu-eins-Betreuung und freundliche, konzentrierte und bemühte Schaltermitarbeiter, die schon fast mit einem Übermaß an Auskunftswillen agieren, dass es einem ungemütlich wird, überhaupt gefragt zu haben, da die Schlange hinter einem immer länger wird … Strategie?

Der Unmut verfliegt schon fast wieder bei all den kostenlosen Angeboten von Wasser, O-Saft, Kaffee, Trinkpäckchen, Keksen und Probeangeboten diverser Firmen (was die wohl dafür bezahlt haben?). Jetzt kommt die Bahn also doch noch mit dem von uns allen vermissten Service bei der WM 2006 an.

So viel ist klar, der Notplan der Bahn ist konzentrierter und besser ausgearbeitet als das alltägliche, verlangweilte Bahnangebot. Der strategisch erarbeitete Verzögerungshalteplan, um Anschlusszüge zu verhindern, geht zwar auf, die Freischaltung der ICE-Züge für RE-Kunden hebt das aber wieder auf. Schlau gedacht, aber der eigentliche Hintergrund ist der nächste Schritt, in dem die armen Bahnkunden jetzt einfach so mit dem tollen ICE fahren dürfen! Ja, was die Deutsche Bahn alles kann und macht! Man könnte denken, dass die DB derzeit mehr Menschen beschäftigt und vergütet als im Normalbetrieb, es sei denn, man zählt die als Streiklohnsklaven eingesetzten Praktikanten mit ihrem Wunsch nach späterer Übernahme in ein Ausbildungsverhältnis nicht dazu. INGO HECKWOLF, Freiburg