Preis vollkommen verdient

OSCAR-VERLEIHUNG „Citizenfour“ als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet

Die schönste Nachricht des langen Oscar-Abends ist, dass die Mitglieder der Academy of Motion Picture Arts and Sciences „Citizenfour“ in der Kategorie bester Dokumentarfilm ausgezeichnet haben. Der Film der US-Journalistin Laura Poitras rückt Edward Snowden in den Mittelpunkt, und zwar in dem entscheidenden Moment im Juni 2013, in dem der ehemalige NSA-Mitarbeiter den Journalisten Glenn Greenwald und Ewen MacAskill in einem Hotelzimmer in Hongkong enthüllt, wie weit die NSA und andere Geheimdienste bei der Überwachung von Telefon- und Internetverbindungen gegangen sind.

Der Film protokolliert dieses Gespräch, das mehrere Tage dauert, auf angenehm nüchterne Weise. Man sieht einem Scoop im Augenblick seiner Entstehung zu, und das Bahnbrechende und Erschütternde der Informationen steht in einem wohltuenden Kontrast zur Ruhe, die sich der Film bewahrt. Das liegt auch an Snowden selbst, der klug und bedacht wirkt, selbst wenn er sich unter einem Bettlaken versteckt, damit niemand zusehen kann, wie er ein Passwort in sein Laptop eingibt. In keinem Augenblick hat man den Eindruck, es wäre etwas anderes als Gewissensnot, das Snowden dazu treibt, sein Wissen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Am Ende von „Citizenfour“ steht er in der Küche eines kleinen Hauses im russischen Exil, neben ihm seine Lebensgefährtin Lindsay Mills, gefilmt ist dies von außen. Ein trauriger Rest Normalität für einen, dem in seiner Heimat eine lebenslange Haftstrafe wegen Geheimnisverrats droht.

Poitras selbst stand lange Zeit selbst auf einer Liste mit Terrorverdächtigen. Sobald sie reiste, wurde sie festgehalten und verhört. Ähnlich erging es Glenn Greenwald und Ewen MacAskill. In einem taz-Interview im Oktober sagte Poitras, sie reise inzwischen wieder in die USA ein. CN