heute in bremen
: „Bremen fehlen Debatten“

Eine Tagung fragt nach Abhängigkeiten im Journalismus

taz: Frau Rabus, Sie laden ein zu einer Tagung über die Krise der Medien. Gibt es diese auch in Bremen?

Katrin Rabus, Galeristin: Unser Thema heute ist der große Einfluss von Lobbyisten auf Politik und Medien, der eine unabhängige, differenzierte Berichterstattung erschwert, wenn nicht unmöglich macht. Dieses Problem haben wir in Bremen aber nur in sehr kleinem Maße, da hier keine Gesetze gemacht werden, die beispielsweise die Auto- oder Pharmaindustrie betreffen.

Also sind Sie ganz zufrieden mit der Bremer Medienlandschaft?

Das nun auch nicht. In Bremen gibt es eine große Tageszeitung vom Typus „Generalanzeiger“, die gelesen wird, um lokal informiert zu sein. Was diese aber überhaupt nicht leistet, ist eine kritische Öffentlichkeit herzustellen. Die taz wird nur von einer sehr kleinen Gruppe gelesen und der Rundfunk spielt publizistisch keine Rolle mehr. Was fehlt sind Debatten, etwa über Bremens Selbstständigkeit oder den Paradigmenwechsel am Bremer Theater. Darüber schweigt „der Generalanzeiger“, weil er eine „Medienpartnerschaft“ eingegangen ist. Noch so etwas, was immer weiter um sich greift.

Aber die Mehrheit scheint ganz zufrieden mit dem Angebot zu sein, sonst hätte die von Ihnen unterstützte Wochenzeitung doch eine Chance gehabt – oder die taz mehr Abonnenten.

Das mit der Wochenzeitung hat mich auch sehr enttäuscht. Ich bin aber überzeugt, dass die Nachfrage mit einem interessanten Angebot steigt. Beispiel Rundfunk: Einziger Maßstab ist die Quote. Aber wenn Sie Umfragen zum Sendeangebot machen, dann sagen Ihnen die Leute doch nur, dass sie mehr von dem sehen wollen, was Sie schon kennen. Das heißt, dass nichts mehr entwickelt wird. Journalismus, so wie ich ihn sehe, bedeutet doch aber, etwas zu entdecken, zu prüfen und anderen zugänglich zu machen, damit es im öffentlichen Gespräch bleibt. Interview: Eiken Bruhn

Die vierte Gewalt in der Krise? Tagung Samstag von 14 bis 20 Uhr in der Galerie Plantage 13, mit Tom Schimmeck. Info: www.boell-bremen.de