Immer teurer, immer später

FEHMARNBELT Wegen heftiger Verzögerungen und eklatanter Kostensteigerungen wollen Deutschland und Dänemark bis zum Herbst einen neuen Zeitplan für das Tunnelprojekt erstellen. Ein Ausstieg kommt aber nicht in Frage

Der Tunnel im Fehmarnbelt kommt deutlich später als geplant – wenn überhaupt. Wegen heftiger Verzögerungen und eklatanter Kostensteigerungen wollen Deutschland und Dänemark bis zum Herbst einen neuen Zeitplan erstellen. Das vereinbarten der deutsche Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und sein dänischer Amtskollege Magnus Heunicke am Dienstag in Berlin. Die für 2022 vorgesehene Fertigstellung des etwa 18 Kilometer langen Tunnels zwischen den Inseln Lolland und Fehmarn ist damit kaum noch zu realisieren.

Vorige Woche war zudem bekannt geworden, dass das Prestigeprojekt deutlich teurer werden dürfte. Von 5,5 Milliarden Euro im Sommer 2014 stieg die Kostenschätzung aktuell auf 7,4 Milliarden Euro – und das stößt selbst dem Tunnel-Befürworter Heunicke auf. Mit den derzeitigen Angeboten der Baufirmen sei das Projekt nicht zu machen, erklärte er. Die staatliche Realisierungsgesellschaft Femern A/S müsse nun „die Preise runter handeln“.

Und von Deutschland will er wissen, wie es mit der Straßen- und Schienenanbindung zwischen Fehmarn und Lübeck vorangehe. Die wird mit vermutlich deutlich mehr als zwei Milliarden Euro teurer als gedacht und auch später fertig. Frühestens 2024 will die Bahn die dann durchgehend zweigleisige und elektrifizierte Strecke in Betrieb nehmen. Zudem ist noch nicht klar, wie es mit der sanierungsbedürftigen Brücke über den Fehmarnsund weitergeht. Ein Ersatz würde zusätzliche 300 bis 600 Millionen Euro kosten. Alles in allem würde die Verbindung mehr als zehn Milliarden Euro kosten.

Gegner des Projekts fordern jetzt von der Bundesregierung, aus der Rechtsgrundlage des Projektes, dem deutsch-dänischen Staatsvertrag von 2008, auszusteigen. „Die Voraussetzungen, unter denen der Staatsvertrag abgeschlossen wurde, haben sich mehrfach deutlich verändert“, heißt es in einem Antrag der grünen Bundestagsfraktion.

Dobrindt und Heunicke aber wollen weiter an dem Tunnel festhalten: „Von daher ist ein Scheitern ausgeschlossen“, erklärten sie.  SVEN-MICHAEL VEIT