Karibik: „Noel“ zieht Spur der Verwüstung

Nachdem er auf Hispaniola, Jamaika, Kuba und den Bahamas gewütet hat, zieht der Tropensturm als Hurrikan weiter. Zehntausende mussten ihre Häuser verlassen, die Ernten sind zerstört. Schwere Überschwemmungen auch in Mexiko

NASSAU ap ■ Der Tropensturm „Noel“ hat seinen Verwüstungszug durch die Karibik als Hurrikan fortgesetzt. Die Windgeschwindigkeit stieg in der Nacht zum Freitag auf 130 Kilometer pro Stunde, was einer Hurrikanstärke der Stufe eins entspricht, wie das US-Hurrikanzentrum in Miami mitteilte. Die schwersten Zerstörungen hatte „Noel“ aber bereits als tropischer Sturm angerichtet: Überschwemmungen und Erdrutsche nach sintflutartigen Regenfällen rissen bis Donnerstagabend mindestens 115 Menschen in den Tod.

Die meisten Toten waren auf der Insel Hispaniola zu beklagen. Mehr als 70 Menschen in der Dominikanischen Republik und etwa 40 in Haiti kamen in reißenden Gewässern ums Leben. Etliche Menschen wurden noch vermisst. Anschließend waren Jamaika, Kuba und die Bahamas von den Unwettern betroffen. Auch dort wurden mehrere Menschen getötet, zahlreiche Häuser überschwemmt und die Ernten praktisch komplett vernichtet. „Noel“ hat sich zum verheerendsten Sturm dieses Jahres in der Karibik entwickelt. Im Hurrikan „Felix“ Anfang September kamen 101 Menschen ums Leben, zumeist in Nicaragua und Honduras.

Auf Kuba gingen Soldaten in tieferliegenden Gebieten von Haus zu Haus, um Dörfer mit insgesamt rund 24.000 Einwohnern zu evakuieren. Mindestens 2.000 Häuser wurden von den Wassermassen beschädigt. Allein die Ernteschäden in der besonders stark betroffenen Dominikanischen Republik wurden von den Behörden mit rund 30 Millionen Dollar angegeben. Fast 73.000 Menschen mussten hier ihre Häuser verlassen.

Im mexikanischen Staat Tabasco haben einwöchige Regenfälle zu den schwersten Überschwemmungen seit 50 Jahren geführt. Mindestens 70 Prozent des Staats und fast die gesamte Hauptstadt Villahermosa standen am Donnerstagabend unter Wasser. Schätzungsweise 700.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. 300.000 von ihnen konnten zunächst nicht erreicht werden. Mindestens ein Mensch kam nach Behördenangaben ums Leben.

Auch aus dem südlich an Tabasco angrenzenden Staat Chiapas wurde Hochwasser gemeldet. Dort waren mehr als 100.000 Menschen betroffen. Die heftigen Niederschläge in Mexiko hatten allerdings nichts mit dem Tropensturm „Noel“ in der Karibik zu tun.