Werder grätscht Rostock ab

Trotz verletzter Stammspieler rücken die Bremer bis auf vier Punkte an die Bundesliga-Spitze heran. Um in der Champions League zu bestehen, müssen sie am Mittwoch gegen Lazio Rom gewinnen

66 gewaltbereite Anhänger von Hansa Rostock sind nach dem Spiel bei Werder Bremen in Polizeigewahrsam genommen worden. Die Fußballfans, die bereits auf der Anreise Straßenbahnen beschädigt hatten, griffen nach Ende der Partie in Stadionnähe Polizeibeamte an. Nach deren Angaben gingen sie dabei mit großer Brutalität vor.  DPA

VON SVEN BREMER

90 Minuten lang hatte Werders Per Mertesacker alles abgegrätscht, was ihm vor die Füße kam. Nach dem 1 : 0-Erfolg gegen Hansa Rostock am Sonnabend setzte der Nationalverteidiger zur verbalen Grätsche vor der Kamera an. Als ihm Premiere-Reporter Rolf Fuhrmann unbedingt etwas zum Thema „Bayern-Jäger“ Werder entlocken wollte, ließ ihm Mertesacker – wie zuvor den Hansa-Stürmern – nicht den Hauch einer Chance. „Reden wir hier über die Bayern oder über Werder?“, blaffte er ins Mikrofon. Und das Interview war beendet, bevor es richtig begonnen hatte.

Immerhin hatte Werders überragender Abwehrchef zuvor verraten, „dass es ja tabellarisch nicht so schlecht aussieht für die nachrückenden Mannschaften“. Was in erster Linie für den HSV gilt, der den Bayern bis auf zwei Zähler auf die Pelle gerückt ist. Aber auch die Differenz zwischen Werder und den Münchnern ist auf nur noch vier Punkte zusammengeschrumpft.

Für Klaus Allofs stellt das keine große Überraschung dar. „Wir haben uns nie daran beteiligt, die Bayern schon vor dem ersten Saisonspiel zum Meister zu küren“, sagte er. Gleichzeitig tat Werders Sportdirektor so, als würden ihn die Ergebnisse der Münchner nicht interessieren: „Ich habe schon nach dem letzten Spieltag gesagt, dass wir nicht auf die Bayern schauen. Warum soll ich das jetzt dementieren?“

Vielleicht, weil es ihm niemand abnimmt, dass er nicht mit einem Auge auf die Konkurrenz schielt? Schließlich hat Werder zu Saisonbeginn den Titel als Ziel ausgegeben. Nach dem 1 : 0 gegen Rostock ist der Klub endgültig wieder auf Kurs.

Es war bereits das siebte Spiel in Folge ohne Niederlage – und das wieder ohne diverse verletzte Stammspieler. Waren das 8 : 1 über Bielefeld oder das 4 : 0 gegen Duisburg noch fußballerische Sahneschnittchen, so ist das Rostock-Spiel eher in die Kategorie „Schwarzbrot“ einzuordnen. Aber wie stellte Hugo Almeida, Schütze des entscheidenden Tores, fest: „Ein 1 : 0 bringt am Ende auch drei Punkte.“

Es könnte so etwas wie das Motto für den kommenden Mittwoch sein, wenn Werder im Stadio Olimico zu Rom auf Lazio trifft. Denn mit einer Niederlage wäre der Bremer Traum vom Achtelfinale zu Ende. „In der Champions League haben wir nur noch Endspiele“, erklärte Allofs. Dort werde es hitziger zugehen als gegen Rostock. Lazio habe zwar nicht die großen Namen im Kader, aber ein gutes Kollektiv und starke Einzelspieler.

Dass weder das römische Kollektiv noch deren Einzelspieler Werder gefährlich werden, wird in erster Linie auch von Per Mertesacker und seinem kongenialen Partner Naldo abhängen. Die beiden „Laternenpfeiler“ (O-Ton Borowski) sind beinahe die Einzigen, die in der laufenden Saison von Verletzungen verschont blieben – und die Einzigen, die konstant auf höchstem Niveau gespielt haben.

Per Mertesacker humpelte am Samstag ein wenig, als er sich zu jenem missglückten Interview auf den Weg machte. Vielleicht war er auch deshalb so kurz angebunden. Sein Einsatz in Rom scheint aber nicht gefährdet. Mit ziemlicher Sicherheit hingegen wird Boubacar Sanogo auch in Rom fehlen. Am Samstag war er – ebenso wie Torsten Frings – noch auf Krücken unterwegs. „Da müsste schon“, sagte Allofs, „eine kleine Wunderheilung her.“