„FAZ“-HERBSTEMPFANG
: Zusammenstoß

„Kanzler, das ist ein Scheißjob“, sagt Herr Kohler

Neulichabend beim Herbstempfang der FAZ remple ich beim Reingehen die Kanzlerin an. Nicht der sympathischste Erstkontakt. Gleich: Huch, Verzeihung. Mir ist, als stehe da Marie-Luise Scherer. Sie spricht über den Unterschied von Ost- und Westschäferhunden. Die Westhunde seien im Becken so schmal gezüchtet worden, das sie im Alter hinten einknickten. Stelle mir einen Schäferhund im Rollstuhl vor. Schmerzhafter Ekel. Gehe zum Büffet.

Rafael Horzon gibt mir seine Karte: Rafael Horzon, Pferdezüchter, steht drauf. Es ist ein wunderbarer Abend. Diekmann war auch da, und ich muss immer wieder hinschauen, weil ich dachte, ein Vogel säße auf seiner Brille. Ein bisschen surreal, aber, na ja, der ist ja auch surreal.

Ich lerne endlich, Alkohol zu trinken, ohne nach zwei Stunden zusammenzubrechen. Kathrin stellt fest: „Wenn man sich so umschaut, muss man sagen, dass die Branche gut aussieht. Der einzige Dicke ist der von der Piratenpartei.“ Später am Stehtisch, gegen 2 Uhr, sagte auf meine Kanzleranrempelgeschichte hin ein gewisser Herr Kohler: „Kanzler, das ist ein Scheißjob.“ Noch später stehen nur noch zwei Leute draußen, und ich rauche und überlege, wie man jetzt am besten vom Bebelplatz wegkommt. Kathrin schiebt ihr Rad. Ziehe die Schuhe aus. Schmerzen. „Wie wär’s denn mit passenden Schuhen?“ „Guter Einwand.“

Ich glaube, wir sind durch eine menschenleere Pappkulisse gelaufen, am Himmel sind die Plattenbauten mit Hang zum 3-D gemalt, am Moritzplatz treffen wir die ersten Menschen. Sie haben Feuer. Nichts los, Madonna hat zu. Zieht alle weg!

Weiß nicht, wann, aber dann lag vor meiner Tür plötzlich eine Katze. Schwarz-weiß, dehnt sich, legt den Kopf nach einem kurzen Schreckmoment wieder in die Pfoten. Wie von Almut Gernhardt gemalt. Sie hat sich dann aber müde zwinkernd fotografieren lassen. ANDREA HÜNNIGER