Bürgermeister aus dem Ei

Wenn man per Losentscheid zu seinem Amt kommt, hat man ein Legitimationsproblem. Das sieht auch der neue Bürgermeister von Clausthal-Zellerfeld, Wolfgang Mönkemeyer, so, aber was soll er machen – das niedersächsische Kommunalgesetz sieht das nun einmal so vor.

In zwei Wahlgängen gab es zuvor ein Patt. Bei einer Enthaltung stimmten am vergangenen Freitag jeweils 15 Ratsmitglieder für den amtierenden SPD-Bürgermeister Volker Taube und 15 für den CDU-Mann Mönkemeyer. Nach so einer Entscheidung bestimmt das Los, sagt die Verfassung. In Clausthal-Zellerfeld steckte man die Namen der Kandidaten in Überraschungseier-Hüllen und ließ den Alterspräsidenten ziehen.

Die Enthaltung kam mutmaßlich aus der CDU Fraktion. Ist nun aber auch egal, ihr Kandidat hat es auch so geschafft. Das Glück war auf seiner Seite. Die SPD als stärkste Fraktion fühlt sich „erschlagen“, hat sie doch drei Sitze mehr im Rat als die CDU, es aber nicht geschafft, eine Mehrheit mit den übrigen fünf Fraktionen zusammenzubekommen. Sogar die Grünen wählten Mönkemeyer.

Der 68-Jährige ist ein alter Hase, war bis 2001 insgesamt 24 Jahre der erste Mann in der Samtgemeinde Oberharz, zu der auch Clausthal-Zellerfeld gehört. Erst als Verwaltungschef, dann als Bürgermeister. Aufgehört hat er nach eigenen Angaben nur wegen gesundheitlicher Probleme in der Familie.

Nun also, zehn Jahre später, eine Nummer kleiner, das gleiche Amt in seiner Heimatstadt – als Ehrenamt. Der frühere Anwalt, der in seiner Freizeit Vorträge über chinesische Kulturgeschichte hält, sieht sich in der Verantwortung. Die Stadt ist hoch verschuldet und bemüht sich beim Land Niedersachsen um Entschuldung. Kollegen beschreiben Mönkemeyer als jemanden, der sich mit den Jahren gewandelt habe. Er sei heute flexibler und gehe mehr auf die Menschen ein. Gaben, die er nun für Verhandlungen mit der SPD brauchen wird. NIELS HOLSTEN