LESERINNENBRIEFE
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Bekannte Statements statt Streit

■ betr.: „Was ist so schlimm an einem Staatsbankrott?“, taz vom 21./22. 2. 15

Es nervt einfach wieder. Immer diese großen Ankündigungen auf Seite 1 und diese Enttäuschung auf der angekündigten Seite: „Griechenland. Was ist so schlimm an einem Staatsbankrott? Es streiten der Bundesbankchef, Hofreiter, Wagenknecht“ Seite 5, 17 – Seite 5: ein Artikel über Irland. Der Artikel ist interessant, es streitet sich dort nur keine der angekündigten Personen. Seite 17: Kurze Statements von fünf Personen, auch von den angekündigten Personen. Von einem Streit kann aber keine Rede sein, da es keine Auseinandersetzung, kein Gespräch gibt. Ein Streitgespräch wäre interessant gewesen, die kurzen, isolierten Statements sind jedoch hinlänglich bekannt. Ich kann diese Seite mittlerweile nicht mehr ausstehen. Eine ganze Seite für gerade mal fünf kurze Aussagen. Verschwendung von Papier und Farbe. MONIKA SCHITTENHELM, Ludwigsburg

Traurig

■ betr.: „Titten“, taz vom 21./ 22. 2. 15

Angesichts des großen Medieninteresses an Katja Sudings Körper kommt Peter Unfried zu dem Schluss, dass die Medienöffentlichkeit sich an Oberflächengedöns festbeißt. Ich denke, da steckt mehr dahinter. In den Köpfen der Menschen wird seriöse Politik immer noch mit grauhaarigen Männern in Anzügen verbunden. Taucht eine Frau auf, die obendrein noch gut aussieht, ist was faul. Um nicht Gegenstand entwürdigender Überschriften zu werden, sollte frau in der Politik möglichst unattraktiv sein oder zumindest ihren Körper in Kleidung stecken, die sie unattraktiv erscheinen lässt. Anderen falls riskiert sie, was Suding geschehen ist, ihre weibliche Kompetenz in der Politik ist plötzlich bedeutungslos. Traurig.

MARGIT ALEXANDER, Husum

Nicht privatisieren

■ betr.: „Der Forscher und sein Bakterium“, taz vom 25. 2. 15

Was hat das ungenierte Plädoyer für die Privatisierung der medizinischen Forschung in diesem ansonsten sehr lesenswerten Artikel zu suchen? Argumentiert wird mit den angeblichen Investitionskosten in Milliardenhöhe. Für was braucht die öffentliche Forschung diese Beträge, wenn die Forscher als staatliche Angestellte sowieso vom Staat finanziert werden?

Diese Ressourcen werden der Pharmaindustrie obendrein vom Staat zur Verfügung gestellt, damit die Öffentlichkeit noch die gigantischen Gewinne dieser Unternehmen finanziert. Die taz sollte sich mal überlegen, was sie gegen die Infektion ihrer Journalisten mit dem bacillus neoliberalismus unternehmen kann.

ULRICH MEMMLER, Dörsdorf

Verbesserung des Asylverfahrens

■ betr.: „Bloß nicht nachgeben“, taz vom 26. 2. 15

Einspruch, Frau Kappert!

Nein, die Kirchen sollten nicht das Kirchenasyl verteidigen! Es ist eine „Einrichtung“, die es in einem Rechtsstaat nicht geben sollte. Es suggeriert, dass Kirchenmitglieder eine Asylsituation besser beurteilen könnten als staatliche Stellen. Der Staat hat eine Asylgesetzgebung beschlossen, an die sich alle Bürger zu halten haben. Wer mit der Gesetzgebung nicht einverstanden ist, kann demokratische Mittel nutzen, sie zu verändern.

Haben Angehörige der Kirchen mehr Kompetenz und Verantwortungsbewusstsein als staatliche Stellen? Es ist erfreulich, dass staatliche Stellen das Kirchenasyl bisher vielfach toleriert haben. Zu loben ist auch das Engagement kirchlicher Gruppen für die in Kirchenasylen lebenden Menschen. Die Forderung kann aber nicht sein, diese Praxis zu „legalisieren“. Zu fordern ist vielmehr eine Verbesserung des Asylverfahrens – meinetwegen auch durch verbindliche Einbeziehung von Kirchen und Menschenrechtsgruppen –, damit Kirchenasyl überflüssig wird.

GEORG FRITZEN, Düren