piwik no script img

Wochenübersicht: KonzertThomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Wenn alle Welt im Moment nur noch Eighties-Soundalikes hören will, kann man genauso gut und möglicherweise besser gleich auf die Originale zurückgreifen. Wie Tuxedomoon. Waren wirklich groß. Wo Depeche Mode mit dem Moped Richtung Herz der Finsternis tuckerten, fuhren die Wave-Avantgardisten aus San Francisco stilvoll mit großer Karosse vor. Zum 30-Jährigen treten sie am Samstag im 103 Club auf. Noch ältere Musik, aber immer neue Gesichter: Britta Persson ist eine Kollegin von Kristofer Åström, mit dem sie auch auf Tour war und die die entsprechende Musik macht, von der man (vom Namen abgesehen) nicht gerade als erstes vermuten würde, dass sie aus Schweden kommt und nicht von irgendwo aus dem mittleren Westen. Mit leiser Ahnung von Jazz, aber, weil überhaupt zurückhaltend, nicht ausgespielt. Auch die Countryfolk-Grundierung ist nicht zu dick aufgetragen. Alles so dezent, dass man sich fast wie in einem Joni-Mitchell-Lied fühlen darf, bei Britta Persson am Sonntag im Schokoladen. Das beruhigt, das nächste regt wieder an (manche vielleicht auf): musikalische Absonderlichkeit von Volcano the Bear. Küchengerätetwist oder hingeseufzter Lofi-Folk, der einen Will Oldham in die Knie zwingt, oder verschrobener Rock ’n’ Roll über Geröllhalden. Und immer ein Herz für so magische Mönchskuttenmomente wie einst bei der Third Ear Band. Also toll in allen Bedeutungsebenen, am Montag im Belleville. Nach komischen Briten komische Kanadier, am Dienstag mit Frog Eyes im Bang Bang Club. Deren Weirdo-Pop klingt wie zu schnell abgespielte Queen-Singles, was ein fast ätherisches Verhältnis zu Bombast und Pomp ergibt: unzweifelhaft hat die Band einen Hang dazu, den aber ins Nebenzimmer weggesperrt. Und dass der Sänger wie ein hysterischer David Bowie tut, kann ja durchaus auch eine Empfehlung sein.

Tuxedomoon: 103 Club, Sa., 21 Uhr. VVK: 17€

Britta Persson: Schokoladen, So., 21 Uhr. 5€

Volcano The Bear: Belleville, Mo., 20 Uhr

Frog Eyes: Bang Bang Club, Di., 22 Uhr. 7€

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen