I taz CARO

25 Jahre Caro-Druck: Die bewegte Geschichte der taz-Druckerei in Frankfurt am Main

„Pünktlich zum dreijährigen Jubiläum der taz wird in Frankfurt als drittem Druckort produziert“, meldet die taz am 19. April 1982 beiläufig in einem taz-intern mit dem Titel „Abschied der Fahrer“. Viele Worte um die Fahrer Ulli, Klaus, Hobbel, Micha, Jürgen, Jürgen, Thomas, Rainer und Wolfgang, die von nun an nicht mehr jede Nacht unterwegs sind, um die gedruckte taz aus Burgdorf bei Hannover zu den Lesern der taz nach Süddeutschland zu transportieren – und nur in einem Nebensatz der Hinweis auf dieses heute historische Ereignis. Seit mehr als 25 Jahren wird die Hälfte der Auflage der taz für die Verbreitungsgebiete Süd- und Westdeutschland nun schon bei Caro-Druck in Frankfurt am Main gedruckt.

Die taz und ihre Druckorte, das ist eine eigene Geschichte. Als 1978 die Entscheidung für Westberlin als Standort einer überregionalen Tageszeitung fiel, mag das aus steuerlichen Gründen zur Finanzierung notwendiger Investitionen richtig gewesen sein. Für die vertriebliche Infrastruktur lag die Subventionsinsel hinter Mauer und Stacheldraht denkbar ungünstig. An einen flächendeckenden Vertrieb von Westberlin aus war nicht zu denken. Schon von Anfang an wurden dezentrale Lösungen gesucht und gefunden.

In den ersten Jahren flog jeden Tag ein taz-Mitarbeiter mit den Druckunterlagen unterm Arm mit der PanAm von Westberlin nach Frankfurt, per Luftfracht wäre es zu zeitaufwendig gewesen. Denn der Redaktionsschluss lag auch so schon denkbar ungünstig mittags um zwölf. Erste zeitliche Verbesserungen wurden erreicht, als Mitte der Achtziger die elektronische Übertragung von Texten über Datex-Leitungen in die Druckereien möglich wurde; an Bildübertragung oder die Übermittlung ganzer Seiten, wie sie heute selbstverständlich ist, war aber damals noch nicht zu denken. So gab es über viele Jahre in den Druckereien der taz in Frankfurt und Burgdorf Layoutarbeitsplätze, an denen die übertragenen Texte belichtet und nach gefaxten Vorlagen mit den per Luftfracht verschickten Bildern und Anzeigen zu Seitenvorlagen gestaltet wurden. Dieser Fortschritt der Datenübertragung war immer noch mit viel Handarbeit verbunden und bot auch immer viel Raum für Fehler.

Ein Vierteljahrhundert Druck der taz bei Caro-Druck in Frankfurt beschreibt auch einen gemeinsamen Weg zweier wichtiger Medienproduzenten mit ständiger Notwendigkeit von Veränderungen. Vor fünfzehn Jahren zog nicht nur der Druckauftrag mit Caro in das neue Ökohaus am Frankfurter Westbahnhof, sondern auch die taz-Redaktion Hessen hat seitdem ihr Redaktionsbüro in diesem Haus zusammen mit vielen anderen Projekten aus der Medien- und Kommunikationsszene. Die technischen Bedingungen der Zeitungsproduktion haben sich in dieser Zeit enorm verändert und immer wieder neue Investitionen erfordert. Von der Texterfassung durch den Autor, der Bild- und Anzeigenbearbeitung bis zur Druckplatte passiert heute alles digital.

Auch beim Zeitungsdruck selbst gibt es keinen Stillstand. Mehr Farbe – auf mehr Seiten und mehr Qualität bei schnellerer Produktion: Um dieser Forderung nachzukommen, wurde im vergangenen halben Jahr im Drucksaal des Ökohauses in der Kasseler Straße 1 auf engstem Raum bei laufender Produktion eine neue Druckmaschine installiert. In Zukunft können auf der neuen SOLNA Distributor D 380 32 Seiten im taz-Format komplett vierfarbig und zusätzlich noch vier Seiten vierfarbig und vier zweifarbige Seiten mit einer Auflage von bis zu 35.000 Exemplaren in der Stunde gedruckt werden.

Die Installation im täglich laufenden Produktionsprozess hat allen Beteiligten viel Arbeit, Nerven und Stress abverlangt. Auch taz-AbonnentInnen in Bielefeld, die mit der frühesten Tour beliefert werden müssen, waren in den vergangenen Wochen von Zustellproblemen betroffen, die in dieser Umstellung ihre Ursache hatten. Doch nun läuft’s wieder rund: Am 27. Oktober wurde die Maschine im Beisein von Kunden, Mitarbeitern und Freunden des Hauses in Betrieb genommen.

Mit Blick auf die bewegte Vergangenheit für Caro-Druck ein guter Grund, gleich mehrere Jubiläen feierlich zu begehen, und für die taz ein guter Tag mit Blick in die Zukunft des Druckortes Frankfurt. KARL-HEINZ RUCH