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Glühende Romanze am Scheiterhaufen

HISTORIENFILM ZDF zeigt die Hexenverbrennung („Die Seelen im Feuer“, 20.15 Uhr)

Die Wanderhure wandert auf ihren schönsten Wanderwegen, und sollte sie sich je wieder vor der Kamera feilbieten, dann natürlich nur für Sat.1. RTL hat im vergangenen Jahr Götz von Berlichingen als Mittelalter-Rambo verfilmt. Da darf das Zweite nicht kampflos kapitulieren – und sprengt sogar das 90-Minuten-Format. „Die Seelen im Feuer“ (Regie: Urs Egger) ist kein verfilmter Mittelaltermarkt in Ostdeutschland, sondern ein gut besetzter Historienfilm.

Der altgediente ZDF-Zuschauer erinnert noch den „König der letzten Tage“ von 1993, in dem Christoph Waltz, lange vor seinem Auszug nach Hollywood, das Täuferreich von Münster beherrschte. Die Frühe Neuzeit kommt im ZDF jetzt weder trashig (Sat.1) noch ironisch (RTL) daher, sondern ganz seriös. „Die Seelen im Feuer“ fokussiert darauf, wie eine Gemengelage aus Einfalt und Eigensucht Menschen dazu bringen kann, ihre Nachbarn zu denunzieren und ihrer Ermordung tatenlos zuzusehen. Ein Zehntel der Bamberger Bevölkerung soll die Hexenverfolgung um 1630 das Leben gekostet haben. Ein fanatisch-manipulativer Weihbischof (Alexander Held) und ein eichmännisch-penibler Hexenkommissar (Axel Milberg) sind im Film die treibenden Kräfte des Bösen. Den Helden gibt „Tatort“-Kommissar in spe Mark Waschke. Und weil der Film ein Spiel- und kein Dokumentarfilm ist (die Doku läuft im Anschluss), braucht er eine Liebesgeschichte: Der Held liebt also die Apothekertochter (Silke Bodenbender), die mit ihren Salben und Tinkturen bald als Hexe gilt. Nach Daumenstock und Beinschrauben, Streckpendel und Bock droht der Scheiterhaufen. Allein der Kaiser (Max Tidof) im fernen Wien kann noch helfen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Wird unser Held ihn gewinnen? Der altgediente ZDF-Zuschauer ahnt die Antwort.

JENS MÜLLER

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