Herausforderin in Lübeck

Vier Männer hat Alexandra Dinges-Dierig (CDU) bei der Lübecker Bürgermeisterwahl bereits hinter sich gelassen – am Sonntag steht die Stichwahl mit Amtsinhaber Bernd Saxe (SPD) an. Für ihn geht es um die dritte Amtszeit, sie könnte als erste Frau in Lübeck Bürgermeisterin werden.

Mit 42 Prozent holte Saxe vor zwei Wochen deutlich mehr Stimmen als seine Herausforderin (28 Prozent). Eines ihrer Wahlkampfthemen ist der Streit um die Zukunft des Flughafens Lübeck-Blankensee. Bei einem Volksentscheid im vergangenen Jahr sprach sich die Mehrheit der Lübecker für dessen Erhalt aus. Die 58-jährige Dinges-Dierig kritisiert, dass Saxe daraufhin nicht die norddeutsche Politik und Wirtschaft zusammengebracht habe: „Der jetzige Bürgermeister hat seine Arbeit nicht gemacht.“ Ein anderes Streitthema ist die Gestaltung der nördlichen Wallhalbinsel im Zeentrum Lübecks. Unter Saxe wurde der Abriss von mehreren Schuppen an der Waterkant und der Bau von Wohnungen beschlossen. Statt Luxuswohnungen sollten die Schuppen besser zu Veranstaltungszentren mit Studentenwohnungen umgebaut werden, sagt Dinges-Dierig.

Die Volkswirtin ist mit ihrem Mann im Laufe der 40-jährigen Ehe bereits 13 Mal umgezogen. Als Hamburger Bildungssenatorin machte sie 2004 Schlagzeilen in Sachen „Maulkorb“: Unter ihrer Führung wurden Lehrer und Schulleiter verpflichtet, Auskünfte an die Medien zuvor von der Pressestelle der Schulbehörde genehmigen zu lassen.

Ihren Kontrahenten Saxe beschreibt sie als nett und beliebt, „aber er ist nicht wirklich Chef der Verwaltung“. Das möchte sie anders halten: „Wenn ich Bürgermeisterin werde, ist das Erste, was ich mache, mit den Mitarbeitern die Verwaltung zu modernisieren.“ ALEXANDER KOHN