„Überhaupt nicht überzogen“

RESPEKT Polizei und Innensenator in Bremen verteidigen den Großeinsatz vom Wochenende. Derweil werten die Ermittler weiter das beschlagnahmte Material aus

Bremens Innensenator Ulrich Mäuerer (SPD) und die Polizei haben die Vorwürfe der Islamgemeinschaft Schura zurückgewiesen, der Polizeieinsatz im Islamischen Kulturverein (IKZ) am Wochenende sei unangemessen und respektlos durchgeführt worden.

Die polizeilichen Maßnahmen erfolgten „gewaltfrei“, sagte Mäurer – Hintergrund des Großeinsatzes war der Verdacht, dass sich automatische Waffen in den Räumen der IKZ in Bremen befinden. Die Behörden waren von einer konkreten Anschlagsdrohung ausgegangen. Zahlreiche öffentliche Gebäude wurden bewacht, auch vor der Bremer Synagoge zogen Polizisten auf. Trotz der „konkreten Gefahrenlage“ habe sich die Polizei „so rücksichtsvoll wie möglich gegenüber religiösen Ritualen und Gefühlen in einer Moschee benommen“, sagte Mäurer. Waffen wurden nicht gefunden, zwei Festgenommene kamen wieder frei. Der IKZ wird wie auch der mittlerweile geschlossene islamische Kultur und Familienverein in Bremen-Gröpelingen vom Verfassungsschutz beobachtet.

Auch die Gewerkschaft der Polizei bezeichnete den Großeinsatz als „überhaupt nicht überzogen“. Mäurer zeigte sich am Montag „deutlich erleichtert“. Nach den Durchsuchungen habe man die Terrorgefahr zurückstufen können. Ermittler werten nun Material aus. „Das wird sicher noch einige Zeit in Anspruch nehmen“, erklärte die Staatsanwaltschaft Bremen. Bei mehreren Razzien waren Unterlagen beschlagnahmt worden. Außerdem sollen Laptops analysiert werden. Für einen Haftbefehl gebe es derzeit „keinen Ansatz“.

Unterdessen betonte die jüdische Gemeinde in Bremen das gute Verhältnis zu den muslimischen Verbänden. „Unsere Beziehung lebt vom Respekt“, sagte der stellvertretende Gemeindevorsitzende Grigori Pantijelew. Erst am Wochenende hätten sich Juden und Muslime auf zwei neue gemeinsame Projekte verständigt. Pantijelew berichtet, Muslime hätten sofort angeboten, die jüdische Gemeinde zu besuchen. „Das ist ein gutes Zeichen – für die Muslime und für die Juden, aber auch für die bunte und offene Stadt Bremen“, sagt Pantijelew.  (taz/dpa/epd)