Betrugsvorwürfe beim Libeskind-Bau

LEUPHANA Beim geplanten Zentralgebäude der Uni Lüneburg könnte bei der Auftragsvergabe gegen Gesetze verstoßen worden sein. Die europäischen Betrugsbekämpfer prüfen Unregelmäßigkeiten

Die Prüfer kritisieren eine Finanzierungslücke von zehn Millionen Euro

Die Leuphana Universität Lüneburg bekommt wegen des geplanten Libeskind-Baus Besuch vom Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung, genannt Olaf. Olaf geht Unregelmäßigkeiten im Umgang mit EU-Geldern nach. Vom 29. November bis zum 1. Dezember will die EU-Behörde prüfen, ob bei der Vergabe von Aufträgen für neue, 60 Millionen teure Zentralgebäude alles mit rechten Dingen zugegangen ist.

Zur Finanzierung des neuen Uni-Hauptgebäudes nach den Plänen von US-Stararchitekt Daniel Libeskind steuern die EU 14 und das Land Niedersachsen 21 Millionen Euro bei. Weitere Geldgeber sind die Stadt und der Landkreis Lüneburg, die beiden großen Kirchen sowie die Jüdische Gemeinde. Grund für den Besuch von Olaf ist ein Bericht des Landesrechnungshofes vom Juli dieses Jahres. Darin kritisierten die Prüfer neben einer Finanzierungslücke von zehn Millionen Euro Wettbewerbsverstöße und mögliche Verstöße gegen das Antikorruptionsgesetz des Landes Niedersachsen.

Konkret geht es um ein Berliner Architekturbüro, das nach einer europaweiten Ausschreibung auf dem zweiten Platz landete und dennoch den Zuschlag erhielt, sowie um die Firma Rheinzink, die für die Fassadenverkleidung des neuen Uni-Gebäudes engagiert wurde – ohne Ausschreibung. Darüber hinaus wird dem für den Bau zuständigen Vizepräsidenten der Leuphana, Holm Keller, vorgeworfen, in „enger privatwirtschaftlicher Verbindung“ zu Rheinzink gestanden zu haben.

Das Land Niedersachsen wurde über den Besuch lediglich „nachrichtlich informiert“, wie der Sprecher des zuständigen Wissenschaftsministerium Rüdiger Fischer sagte. Man nehme die Sache aber ernst.

Die Universität reagiert gelassen auf den Besuch. Solche Vorhaben wie die der Leuphana würden von der EU regelmäßig überprüft werden, sagt ihr Pressesprecher Henning Zühlsdorff. Man werde die Arbeit der Prüfer „in jeder Hinsicht unterstützen“.NIELS HOLSTEN