DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Impfgegner in den Knast

Was sagt uns das? Pakistan lässt impfskeptische Eltern verhaften. Bisher kamen Hunderte ins Gefängnis – frei kommen sie, wenn sie ihre Kinder versorgen lassen

Während man hierzulande debattiert, ob eine Masern-Epidemie Ausdruck einer auch in Gesundheitsdingen ganz pluralistischen Gesellschaft ist, machen die Behörden in Pakistan ernst: Gegen Hunderte Eltern, die ihre Kinder nicht gegen Polio impfen lassen, hat die pakistanische Polizei in der vergangenen Woche Haftbefehle ausgestellt. „Wir versuchen, die Eltern von den Impfungen zu überzeugen, aber wenn sie ablehnen, werden sie eingesperrt. Es gibt keine Nachsicht“, sagte ein Kommissar der New York Times.

Über 500 Väter sind bereits festgenommen worden, erst bei einer Zusage zur Impfung kommen sie wieder frei. Die konsequente Haltung der Behörden hat Gründe: Die Zahl der Polio-Fälle ist 2014 um 93 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen, obwohl die Krankheit weltweit so gut wie besiegt ist.

Aber radikale Impfgegner gibt es auch in Pakistan. In den Stammesgebieten kursieren Gerüchte über ein Komplott des CIA, Muslime unfruchtbar machen zu wollen. Diese Angst aber hat tödliche Folgen, nicht nur für ungeimpfte Kinder: In den von Taliban-nahen Warlords kontrollierten Gebieten sind bereits mehrere Impfteams angegriffen worden.

Auch in Deutschland gibt es viele Impfskeptiker. Zu Waffen werden sie wohl nicht greifen. Dennoch würde auch den hiesigen Behörden etwas mehr Konsequenz gut zu Gesicht stehen. QL