Prima Kampfklima in der GAL

Hamburgs Grüne küren Christa Goetsch erneut zur Spitzenkandidatin für die Bürgerschaftswahl. Harten Kampfkandidaturen um aussichtsreiche Listenplätze fallen zwei Abgeordnete zum Opfer

Als sicher gelten nach GAL-internen Analysen Direktmandate in sechs Wahlkreisen (WK). Deren SpitzenkandidatInnen fehlen deshalb auf der Landesliste: WK l, Mitte, Farid Müller; WK 5, Eimsbüttel-Ost, Till Steffen; WK 8, Eppendorf, Martina Gregersen; WK 9, Barmbek/Uhlenhorst, Eva Gümbel; WK 13, Alstertal, Christiane Blömeke. Einzig Christa Goetsch (WK 3, Altona-Altstadt) bekam als Spitzenkandidatin zugleich den ersten Listenplatz. Geringe Chancen auf ein Direktmandat werden zudem Christian Maaß (WK 4, Blankenese), Horst Becker (WK 6, Eidelstedt) und Antje Möller (WK 7, Niendorf/Lokstedt) eingeräumt. SMV

VON SVEN-MICHAEL VEIT

Zum zweiten Mal nach 2004 wird die GAL mit Christa Goetsch als Spitzenkandidatin in den Bürgerschaftswahlkampf ziehen. Auf dem Parteitag an Sonnabend im Wirtschaftsgymnasium St. Pauli erhielt sie mit 165 von 178 Stimmen (92,7 Prozent) ein überzeugendes Ergebnis.

Kein gutes Haar hatte die 55-jährige Lehrerin Goetsch in ihrer Rede an der CDU und dem Senat von Bürgermeister Ole von Beust gelassen. In der Schul-, Sozial- und Arbeitsmarktpolitik habe die Regierung der Union versagt, Verkehrspolitik begreife sie immer noch als Lobbyarbeit für „mittelalte, potente Männer in Limousinen“ und Umweltpolitik habe sie sechs Jahre lang bekämpft, um nun eine „unglaubwürdige Kehrtwende“ zu versuchen. „Bei uns in der GAL ist das Klima gut“, behauptete Goetsch, „das wollen wir auch für Hamburg.“

Auf den nächsten drei Plätzen setzen sich zunächst die Favoriten durch. Das Trio aus Fraktionsvize Christian Maaß, Innenpolitikerin Antje Möller und Parteivize Jens Kerstan war so zu erwarten gewesen. Danach allerdings ging es bis zum Sonntagnachmittag äußerst turbulent zu.

Verantwortlich dafür ist das neue Wahlrecht, das erstmals 17 Wahlkreise vorsieht. Mit sechs direkt errungenen Mandaten rechnet die GAL, Optimisten hoffen gar auf acht oder neun (siehe Kasten). Nach bisherigen Umfragen würden die Grünen zwar leicht von 12,3 auf etwa 14 Prozent zulegen. Mehr als die zurzeit 17 Mandate in der Bürgerschaft bekämen sie aber nur, wenn die Linkspartei nicht ins Rathaus kommen sollte. Deshalb gelten nur die ersten neun Plätze auf der Landesliste als sicher sowie drei bis vier weitere als aussichtsreich. Entsprechend heftig wurde um die Tickets gerangelt.

Mit der Migrationspolitikerin Nebahat Güclü, dem Verkehrsexperten Jörg Lühmann, der Frauenpolitikerin Verena Lappe und dem Stadtentwicklungspolitiker Claudius Lieven belegen vier reputierte Abgeordnete die Plätze fünf bis acht. Auf dem neunten Rang folgt mit Katharina Fegebank die erste Newcomerin, vor Europapolitiker Manuel Sarrazin. Im Falle einer Senatsbeteiligung dürfen die Neulinge Anjes Tjarks, Linda Heitmann und Kai Wilken auf den Plätzen 12 bis 14 mit einem Sitz in der Bürgerschaft rechnen. Sie könnten für Senatsmitglieder nachrücken, die dann ihre Mandate niederlegen müssten.

Nur eventuell in der nächsten Bürgerschaft wieder mit dabei sein darf die Gesundheitspolitikerin Katja Husen. Die ehrgeizige 31-Jährige kämpfte um Platz drei und landete schließlich nach zehn Niederlagen auf dem wackeligen elften Rang – im dritten Wahlgang, hauchdünn vor Heitmann. Schon ab Platz neun begann die Biologin ihre Bewerbungsreden vor der Basis mit den Worten: „Ihr fragt euch sicher, warum ich mir das noch antue. Ich bin hart im Nehmen.“

Weniger Leidensfähigkeit zeigte dagegen Gudrun Köncke: Die Arbeitsmarktpolitikerin gab nach drei erfolglosen Kandidaturen auf.