Elbproblematik vertieft sich

Niedersachsen schert aus dem Managementplan für die Elbe aus, mit dem die Hamburger Hafenbetreibergesellschaft HPA der Verschlickung des Flusses den Kampf ansagen will. Bei der geplanten Elbvertiefung drohen Verzögerungen

Um künftige Containerriesen voll beladen und jederzeit den ungehinderten Zugang zum Hamburger Hafen zu ermöglichen, soll die Fahrrinne der Elbe zwischen der Hansestadt und der Mündung bei Cuxhaven erneut ausgebaggert werden. Vorgesehen ist demnach eine Vertiefung des Flusses um einen Meter auf 14,50 Meter. Die Planfeststellungsunterlagen für das Projekt waren im Frühjahr öffentlich ausgelegt worden. Etwa 5.000 Einwendungen wurden dagegen erhoben, deren Bewertung noch nicht abgeschlossen ist. Baubeginn sollte Anfang nächsten Jahres sein, die Fertigstellung war für 2010 vorgesehen. Das Planverfahren dauert wegen der vielen Einwendungen aber weit länger, als von Hamburg erhofft. Der Baubeginn wird sich deshalb um etwa ein Jahr verzögern. Die Kosten von etwa 330 Millionen Euro tragen der Bund zu zwei Dritteln und Hamburg zu einem Drittel. SMV

VON JAN WEHBERG

Bei der Elbvertiefung und einem gemeinsamen Konzept zur Umsetzung eines Managementplans für die Elbe kommt es offenbar zu Verzögerungen. Eine gemeinsame Presseerklärung der drei Anrainer im Norden zum aktuellen Managementplan scheiterte an den Bedenken Niedersachsens. Ein gemeinsames Konzept zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU (FFH) ist damit nicht umsetzbar.

„Wir erarbeiten gerade ein sehr fortschrittliches Konzept für einen integrierten Bewirtschaftungsplan“, sagt Heinz Glindemann, Bereichsleiter Strombau bei der Hamburg Port Authority. Die strategische Ausrichtung stehe und es gebe von Hamburg und Schleswig-Holstein ein „Riesen-Interesse“, Niedersachsen mit ins Boot zu nehmen. Doch die Kommunikation gestalte sich „unheimlich nervig“, da in Hannover ständig Personalwechsel vorgenommen würden, die zu weiteren Verzögerungen führten. Aus dem zuständigen Umweltministerium war bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu bekommen.

Inhalt des Konzepts sei eine Anpassung an das hochdynamische System eines Tideflusses. Die besondere „Morphodynamik der Elbe“, also der stetige Wandel des Untergrundes und der Uferbereiche durch die Strömung und die Tideeinflüsse, ließen keine starren Regelungen zu. Vielmehr müsse es eine flexible Gestaltung des Schutzkonzeptes geben, das etwa die Verlandung einerseits und die Erosion andererseits berücksichtigt, so Glindemann.

Das Konzept stößt auch bei Naturschutzverbänden wie dem NABU auf Interesse. Thomas Behrends vom Landesverband Schleswig-Holstein bestätigt, dass diese Aspekte diskutiert werden. Dies sei aber eine hypothetische Diskussion, weil das geltende Naturschutzrecht auf diese Flexibilität nicht eingestellt sei. Umso wichtiger sei es, die drei Nordländer an einen Tisch zu bekommen. Doch Niedersachsen sehe sich kaum zu Zusammenarbeit bemüßigt. Stattdessen wird dort bei der Ausweisung von FFH-Gebieten sehr kleinräumig gedacht.

Die aktuellen Probleme, die durch die erhöhte Versandung und Verschlickung infolge der bereits vorgenommenen Eingriffe in die Fahrrinne entstehen, sind nach Ansicht des NABU gravierend. Schon nach zwei bis drei Sturmfluten hätten sich in Auwäldern eineinhalb Meter hohe Sanddünen gebildet, die das Ökosystem umwandeln und stark gefährden, so Behrends. Dies zeige die Dringlichkeit eines länderübergreifenden Konzeptes. Die dynamische Gestaltung einer Richtlinie dürfe aber kein Hintertürchen für weitere Elbvertiefungen werden.

Probleme scheint es auch bei der für 2008 geplanten Vertiefung der Fahrrinne zu geben. Nach Ansicht des NABU wird es dabei zu erheblichen Verzögerungen kommen. Nicht nur die Naturschutzverbände hätten Bedenken geäußert, sondern auch Behördenvertreter. Die eingereichten Unterlagen seien mangelhaft und unvollständig. Große Schwierigkeiten wird es demnach bei der Entsorgung des Baggerguts geben. Geplant ist eine Verklappung in der Nordsee und die Aufschüttung der Elbstrände, etwa bei Blankenese. Dies ist laut NABU jedoch bedenklich, da die Sedimente dort wegen der hohen Strömungsgeschwindigkeit in Kürze wieder abgetragen werden und es auch naturschutzrechtliche Bedenken gebe.

Jörg Oellerich, Projektleiter für die „Fahrrinnenanpassung“ bei der Hamburger Hafenbetreibergesellschaft HPA, geht dagegen davon aus, dass es keine offensichtlichen Schwierigkeiten geben würde. „Momentan kann ich nicht sehen, dass es zu zeitlichen Verzögerungen kommen wird“, sagt er. Zwar seien Änderungen im Zeitplan grundsätzlich nie auszuschließen und normal in einem Planungsverfahren. Es sei jedoch nicht davon auszugehen.