Die Kunst steht im Mittelkreis

Die Hamburger CDU stellt ein Konzept für die künstlerische Gestaltung von Kreisverkehren vor. Denn wo ein Kreisverkehr ist, ist auch Brachland, und Kreisverkehre soll es Hamburg bald mehr geben. Der erste Vorschlag liegt schon vor. Er stammt vom ADAC und sieht den Einsatz von Stiefmütterchen vor

von THOMAS EWALD

In der Kunst gilt der Kreis seit jeher als die vollkommenste aller geometrischen Formen. Euklid mochte nicht auf ihn verzichten, und überhaupt wäre unsere Zivilisation ohne das Rad nicht vorstellbar. Doch genau hier liegt das Problem. Der Mensch wollte nicht nur ein Rad, sondern vier. Resultat: Staus, Luftverschmutzung, Lärm, tiefer gelegte VW-Golfs.

Die Lösung des Problems, das hat nun auch die Hamburger CDU erkannt, liegt wiederum in einem Kreis: dem Kreisverkehr. 100 neue Kreisverkehre soll es in Hamburg geben. Das bedeutet auch: 100 brachliegende Flächen inmitten des Verkehrs, die so genannten Mittelkreise, können bespielt werden.

In Münster, Telgte und Herford sind Mittelkreise schon zu künstlerischen Projektionsflächen geworden, in den Alpenländer stehen dort gern schaurige Skulpturen. Und weil die Hamburger CDU „das Rad nicht neu erfinden“ wollte, wie ihr verkehrspolitischer Sprecher Klaus-Peter Hesse sagt, will sie das Prinzip nun auch in Hamburg einführen.

Für Brigitta Martens, Hamburger CDU-Bürgerschaftsabgeordnete und Mitglied im Kulturausschuss, passt die so genannte „Kreiselkunst“ gut in die Kunstmetropole Hamburg. Und weil „qualitativ hochwertige“ und „exklusive“ Kunst enorm teuer ist, setzt Martens auf die Partnerschaft privater Unternehmen. Als erstes Unternehmen erhält der ADAC, da er sich sehr für die Einrichtung des Kreisverkehrs in Hamburg engagierte, die Möglichkeit, einen Mittelkreis künstlerisch zu gestalten. Erster Vorschlag des Automobilclubs: gelbe Stiefmütterchen sollen die schwarzen Buchstaben A, D, C einrahmen.

Die Hamburger CDU hofft, mit ihrem Vorstoß die Straßenlandschaft neu zu beleben. Die tradierten Vorstellungen einer „Kunst am Bau“ will sie dabei hinter sich lassen. Angesprochen werden sollen durch die Mittelkreis-Kunst vor allem die nicht motorisierten Verkehrsteilnehmer, die Autofahrer sind nach aller Erfahrung noch zu stark damit beschäftigt, die Regeln des Kreisverkehrs einzuhalten.

Konkrete Vorschläge gibt es, außer vom ADAC, noch nicht. Man darf gespannt sein.