Was ist eine präzise formulierte Botschaft?

NACHHALTIGKEIT Im Arsenal debattierten afrikanische Filmfestival-Organisatoren über Chancen des Kinos auf ihrem Kontinent

Den Machern fehlt eine klare Vorstellung, mit welcher Technik die Filme der Zukunft gedreht werden

VON ANDREAS RESCH

Seit der Begründung der Festivals von Karthago und Ouagadougou in den späten sechziger Jahren kommt afrikanischen Filmfestivals eine besondere identitätsstiftende Funktion zu, die sie von den meisten europäischen und nordamerikanischen Festivals unterscheidet. Am Samstagnachmittag fand im Rahmen der „Afrikamera“-Werkschau im Arsenal Kino eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Auslaufmodell Kino? Afrikanisches Kino auf alternativen Wegen“ statt, in der es um die Frage ging, in welche Richtung sich die afrikanischen Festivals im Spannungsfeld von Filmkunst, Filmwirtschaft und -ausbildung entwickeln werden. Anwesend waren neben der Filmkritikerin Claire Diao Festivalkuratoren aus Kenia, Mosambik, Tunesien und Burkina Faso.

Ardiouma Soma, künstlerischer Leiter des Festivals von Ouagadougou, sprach von den generellen Schwierigkeiten, Sponsoren für sein Festival zu akquirieren und Verleiher für die gezeigten Filme zu finden. Annie Djamal, Programmkoordinatorin der „Journées Cinématographiques de Carthage“, betonte die Problematik, ein Festival, das zu 80 Prozent aus staatlichen Quellen finanziert wird, ohne politische Einflussnahme zu organisieren. Und Pedro Pimenta, der das Dokumentarfilm-Festival „Dockanema“ in Mosambik ins Leben gerufen hat, formulierte eine Vision davon, was er von afrikanischen Festivals in Zukunft erwartet: Diese sollten sich auf die Schaffung einer intraafrikanischen Vertriebsstruktur konzentrieren, um erst dann, in einem zweiten Schritt, den Blick auf außerafrikanische Märkte zu richten. Nur so lasse sich Nachhaltigkeit über die einzelnen Festivals hinaus generieren.

Scharf kritisierte Pimenta den im Zusammenhang mit afrikanischen Festivals oft formulierten Anspruch, diese sollten junge Filmemacher ausbilden. Auch dem talentiertesten jungen Regisseur, so Pimenta, könnten nicht innerhalb weniger Festivaltage die theoretischen, narrativen und technischen Fertigkeiten vermittelt werden, um anschließend auf professionelle Weise Filme zu drehen. Regierungen entzögen sich so gerne ihrer Verantwortung zur Gründung von Filmschulen.

Als Moderatorin Dorothee Wenner die These aufstellte, dass sich europäische Festivals meist mehr für afrikanische Filme interessierten, deren soziale oder politische Botschaft eher subtil formuliert sei, während auf afrikanischen Festivals Filme mit einer klar formulierten Message Konjunktur hätten, wurde dies allgemein bestätigt.

Offen blieb jedoch, was mit Message in diesem Zusammenhang eigentlich genau gemeint war. Sollte der im Vorfeld gezeigte kenianische Kurzfilm „Zebu and The Photo Fish“ hierfür beispielgebend sein? Dieser wirkte jedenfalls in seinem Ansatz, die Mechanismen von Entfremdung und Ausbeutung anhand der Geschichte eines kleinen Fischerjungen, Zebu, zu exemplifizieren, doch einigermaßen lehrstückhaft.

Interessanterweise scheint es, ähnlich wie in Europa, unter afrikanischen Filmvermittlern keine klare Vorstellung davon zu geben, wie sich neue Technologien – günstige hochauflösende digitale Kameras mit Wechselobjektiven beispielsweise – auf die Art und Weise, wie Filme in Zukunft gedreht werden, auswirken werden. Bei Charles Asiba vom „Kenya International Film Festival“ jedenfalls klang doch recht deutlich die Überzeugung durch, digitales Material werde auch in Zukunft primär von Amateurfilmern verwendet werden, während professionelle Filmemacher weiterhin auf Film drehen würden. Eine Aussage, die sich schon jetzt nicht wirklich mit Festivalrealitäten deckt.

Zumindest auf dem Gebiet der Filmkritik und -distribution scheinen sich derzeit neue Wege aufzutun. So sprach Claire Diao von den sich herausbildenden Möglichkeiten, über Websites wie africine.org über Film mit Schwerpunkt Afrika zu schreiben. Und über die Initiative Mokolo wird derzeit an einem übergreifenden Distributionsverbund gearbeitet, der auf Video-on-demand-Basis versuchen möchte, den wuchernden Schwarzmarkt einzudämmen und in für die Filmemacher auch wirtschaftlich funktionable Bahnen zu lenken.