Die unfreiwillige Platzmacherin

Es ist bitter. Aber so funktioniert das Geschäft. Ihre stärkste mediale Resonanz hatte die Bremer Bundestagsabgeordnete Agnes Alpers am 28. Juni 2013 erzielt. Das war der Tag, als der Schlaganfall ihr politisches Wirken beendete. Etliche fies persönliche Zwischenrufe hatten ihre Anderthalb-Minuten-Rede zum Berufsbildungsbericht zerhackt – ein Herzensthema der Pädagogin. Dann mahnte vom Präsidium aus Wolfgang Thierses kehliger Bariton, die Frau Kollegin müsse „zum Schluss kommen“. Beim Rückweg in die Fraktion merkt sie, wie es ihr schummrig wird. Sie will kurz raus – und bricht zusammen.

Lange wurde Alpers danach im künstlichen Koma gehalten. Aus der Reha teilte sie Ende September 2013 mit, das Mandat, dass sie bei der Bundestagswahl verteidigt hatte, erneut wahrzunehmen. Jetzt aber hat die 53-Jährige das Handtuch geworfen. Die Hoffnung, jemals wieder politisch arbeiten zu können, hat sich nicht erfüllt. „Es ist deprimierend“, stellt die voraussichtliche Nachrückerin Birgit Menz klar, „zu sagen, es kommt überraschend, wäre falsch.“ Tatsächlich hatten Teile der Partei den Verzicht früher erwartet: Ein dauerhaft leerer Sitz im Parlament sei „schwer vermittelbar“, so Parteichef Christoph Spehr, vielleicht eine Spur zu sachlich, kurz nach der Bundestagswahl.

Alpers stammt aus einem Kaff im Kreis Rotenburg. Sie schloss sich während ihres Studiums der Sozialistischen Einheitspartei Westdeutschlands an, einem Westberliner SED-Ableger, dessen Parteizeitung Die Wahrheit die Namensgebung der taz-Satireseite inspirierte. Alpers Homepage, auf der sich alle ihre zwölf Bundestagsreden finden, soll erhalten bleiben – als Dokument der „letzten Jahre ihres Berufslebens“, ein Online-Denkmal zwischen Tod und Leben.  BES