Der Minister gibt auf

GRÜNE Alexander Bonde wollte in Freiburg Reinhold Pix das Direktmandat abjagen. Jetzt zieht er zurück

TÜBINGEN taz | Seinen Wahlkreis Freiburg-Ost/Hochschwarzwald vergleicht der Winzer und Grünen-Landtagsabgeordnete Reinhold Pix mit einem Weinberg: eine Lage, die nicht leicht zu beackern ist. Aber Pix hat es geschafft, 2011 im akademisch-urbanen Freiburg-Ost 46,9 Prozent der Stimmen zu holen, und in der ländlichen Hälfte des Wahlkreises manchen traditionellen Schwarzwälder dazu gebracht, plötzlich Grün zu wählen. Er ist guten Mutes, bei der Landtagswahl 2016 wieder ein Direktmandat zu holen. Vor gut fünf Wochen hat er aber mit Landwirtschaftsminister Alexander Bonde (Grüne) einen prominenten Gegner aus den eigenen Reihen bekommen, der statt Pix im Wahlkreis antreten wollte.

Die Parteimitglieder im Wahlkreis sollten Ende März entscheiden, wer für sie bei der Landtagswahl ins Rennen gehen soll. Doch nun hat Bonde seine Kandidatur überraschend zurückgezogen. Bonde teilt dazu mit: „Offenbar würde meine Nominierung im Wahlkreis 46 für manche weitere innerparteiliche Gräben aufmachen und nicht zu meinem eigentlichen Ziel führen: einer größeren Siegchance für uns Grüne. Das will ich meiner Partei und mir nicht länger zumuten.“ Pix sagt: „Ich bin erleichtert.“ Für Pix war das Duell von Anfang an „politisches Harakiri“. Er ist seit 32 Jahren Mitglied bei den Grünen, weder auf dem linken Flügel noch Realo, sagt er. „Ich bin einfach nur öko.“

Warum geht Bonde vor der wichtigen Wahl, die darüber entscheidet, ob die Grünen ihre Regierungsarbeit fortsetzen können, einem erfolgreichen Macher dazwischen? Ein Schaden für die Grünen war programmiert, weil bei der Mitgliederbefragung entweder ein langjähriger Abgeordneter oder ein Minister abgewatscht worden wäre. Bonde ist einem Showdown nun zuvorgekommen.

Derweil bedauern die Grünen-Landesvorsitzenden Bondes Rückzug in einer Mitteilung, in der Pix mit keinem Wort erwähnt wird. Aus dem Bonde-Lager heißt es, Gegenkandidaten seien in einer Demokratie normal. Der Freiburger Grünen-Kreisverbandsvorsitzende Jochen Hefer hatte Pix vorgeworfen, nicht mit dem Florett, sondern mit der Mistgabel gegen den Konkurrenten gekämpft zu haben.

Pix sagt zur Verteidigung, er habe Geringschätzung seiner Arbeit empfunden. „Ich habe den Wahlkreis seit Jahren intensiv beackert. Da schaut man nicht nur zu, wie jemand anderes die Trauben erntet.“ LENA MÜSSIGMANN