Da bleibt kein Auge trocken

„WATERGATE“ DES BND

Von all denen, die im Zuge der Hauptstadtwerdung Berlins zugezogen sind, haben die Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes BND am wenigsten Willkommenssträuße bekommen. Das ist verständlich, weil sich Bayern in Preußen ja immer schwertun; zum anderen aber auch klar, weil der BND eine der schönsten Brachen der Stadt – das Gelände des Stadions der Weltjugend – zubetonierte und da seine neue Hochsicherheitszentrale errichtet. Dort hat irgendjemand am Dienstag zwischen Eingangsbereich und Haupttrakt fünf Wasserhähne abgeschraubt und mehrere Stockwerke gewässert; der Schaden soll in die Millionen gehen.

Natürlich wundert es niemanden, dass der BND nun mit Spott übergossen wird. Auf Twitter kursierte ganz schnell der Hashtag „Watergate“. Abgesehen davon, wie fix heute irgendwas gleich zu einem „…gate“ wird (wie die taz aus jüngster Vergangenheit selbst weiß), stellt sich die Frage: Was ist denn auf der angeblich sichersten Baustelle des Landes wirklich passiert? Und wer war da unterwegs?

Hier waren – zumindest bis Redaktionsschluss am Freitag – Spekulationen Tür und Gate geöffnet. Hat ein Bauarbeiter nur fix ein paar Wasserhähne fürs Eigenheim gebraucht und vergessen, das Wasser abzudrehen? War’s ein Racheakt, wofür auch immer? Haben die Russen, Chinesen, Nordkoreaner die Hand im Waschbecken?

Sicher ist hingegen: Dass der BND nicht ganz dicht ist, macht ihn tatsächlich ein bisschen sympathischer – soweit das möglich ist bei einer Behörde, die möglichst unfassbar bleiben will. Mehr von solchen Peinlichkeiten, und schon könnte er in den Kreis der echten Berliner aufgenommen werden. Denn jeder weiß: Hier geht’s bei Pannen aller Art gleich um Millionen. BERT SCHULZ