Knapp, aber glücklich

Nach 0:2 Rückstand gewinnt der 1. FC Union mit einer rasanten Aufholjagd 4:3 gegen den glücklosen VfB Lübeck

Das Interesse der Fans vom VfB Lübeck an der Regionalliga-Partie beim 1. FC Union tendierte gegen null. Viele Anhänger schreckten nicht etwa wegen des Bahnstreiks vor der Fahrt nach Berlin zurück. Vielmehr vergällte der Punktestreik des VfB ihre Reiselust. Zuletzt hatte es unter dem neuen Trainer Uwe Fuchs zwei Niederlagen (0:1 in Babelsberg, 0:3 gegen Erfurt) gesetzt, wodurch die mit viel Vorschusslorbeer bedachten Lübecker auf Rang 16 abstürzten. Eine klassisch verhagelte Premiere für Fuchs, mit dessen Vater Fritz wiederum Union nicht die besten Trainererfahrungen machte: Vor knapp 10 Jahren flüchtete der Senior aus der Wuhlheide und heuerte in Essen an.

Bei trübem Regenwetter am Sonnabend in der Wuhlheide wurde es Junior-Fuchs zunächst richtig warm ums Herz: Seine Elf ging durch Tobias Schweinsteiger, den Bruder von Bayerns Nationalspieler Bastian, sowie Claudius Weber nach 20 Minuten mit 2:0 in Führung. Jene Union-Fans, die es sich vor dem Fernseher gemütlich gemacht hatten, um die RBB-Übertragung zu verfolgen, statt bei Nieselregen ins Stadion zu pilgern, durften sich in ihrer Entscheidung bestärkt fühlen.

Wenig später wünschten sie sich vermutlich zu jenen 4.100 Unionern an den Tatort in Köpenick, wo die gastgebende Mannschaft den Rückstand binnen 21 Minuten in eine Führung verwandelten. Erst traf Kapitän Daniel Schulz mit Kopfstoß (24.), dann war der zuvor kritisierte Macchambes Younga-Mouhani mit technisch gekonntem Volleyschuss erfolgreich (31.). Kurz vor dem Pausenpfiff verwandelte Nico Patschinski einen Foulelfmeter zum 3:2 (45.).

Trotz der Ergebniskorrektur betätigte sich Berlins Sportdirektor Christian Beeck als Union-Unke: „Ich wage keine Prognose, wie das Spiel ausgeht. Wir haben keine durchgängige Disziplin an den Tag gelegt und den Gegner zu Toren eingeladen.“ Er durfte sich alsbald bestätigt fühlen. Zwar gelang Michael Bemben nach 58 Minuten das vermeintlich erlösende 4:2 für Union. Doch als wiederum Weber in der 86. Spielminute für die Gäste traf, stellte sich Bembens Treffer lediglich als temporäres Aufatmen heraus. Union musste die 4:3-Führung noch 4 Minuten verteidigen, was auch gelang. Als Lohn winkte Tabellenplatz 6.

„Dass wir nach dem 0:2 zurückgekommen sind, verdient Anerkennung“, analysierte Berlins Trainer Uwe Neuhaus. VfB-Kollege Fuchs versuchte, die erneute Pleite durch Aufwertung des Gegners zu relativieren: „Wir haben gegen einen Aufstiegskandidaten verloren. Langsam sind wir auf dem Weg der Besserung.“ Zumindest wird es knapper. JÜRGEN SCHULZ