Drei Punkte, zwei Chancen, ein Tor

ABSTIEGSGEGNER Der SC Freiburg kann sich bei der 0:1-Niederlage gegen Bremen anschauen, wie andere Teams sich aus ihrer Krise befreien: etwa mit einem überragenden Angreifer namens Franco di Santo

Vor der Saison galt Werder dem SC noch als Team, das hinter ihm bleiben könnte

AUS FREIBURG CHRISTOPH RUF

Christian Streich sprach nach dem Schlusspfiff vor allem über das Tor des Tages: „Bei dem Schuss von Franco di Santo hat er zu viel Platz, den Ball anzunehmen, da stellen wir uns nicht geschickt an.“ Den Freiburger Trainer ärgerte dies umso mehr, als das Offensivspiel seiner Elf weder vor noch nach dem Treffer irgendetwas Zählbares einbrachte. So war es kein allzu großes Wunder, dass der zwölfte Saisontreffer des Argentiniers (35.) das Spiel entschied.

Während Bremen sich allmählich im mittleren Bereich der Ligatabelle festsetzt, bleibt der SC also auf dem vorletzten Tabellenplatz und steht nur noch zwei Zähler vor dem VfB Stuttgart.

Und von Werder, vor wenigen Wochen auch noch sehr weit unten, trennen die Südbadener nun schon ganze elf Punkte. Dabei hatte der Klub aus dem Norden vor der Saison den SC-Offiziellen noch als eines der Teams gegolten, die man hinter sich lassen könnte. „Wir haben gefühlt hundert Bälle in den Strafraum geschlagen, aber es hat mal wieder nicht gereicht“, stöhnte Mike Frantz, der vor ein paar Tagen noch hohes Fieber hatte und erst in der Schlussphase eingewechselt wurde.

Wenn am Samstag statt der fest eingeplanten drei Punkte eine Heimniederlage zu Buche stand, lag das vor allem an der Glanzleistung von di Santo. Nach einem Zuspiel von Uwe-Seeler-Enkel Levan Öztunali nahm Werders Goalgetter den Ball an und zirkelte ihn aus dem Stand in hohem Bogen in den Winkel. „Ich habe gesehen, dass mein Gegenspieler ein bisschen zurückgewichen ist, und habe es dann einfach probiert“, erklärte di Santo, was er da gemacht hatte. Und ja, natürlich habe er den Ball genau so treffen wollen.

„Das war kein Glücksschuss“, bestätigte auch Christian Streich. „Das hat nur gezeigt, was für eine Qualität er hat.“ Kurz darauf hätte Fin Bartels fast auf 2:0 erhöht (38.), Freiburgs Verteidiger Oliver Sorg hatte sich also verzählt, als er sagte, dass „die Bremer aus einer Chance ein Tor gemacht haben“. Es waren zwei Chancen.

Ein paar mehr hatte der SC da schon. Jonathan Schmid (26./75.), Marc-Oliver Kempf (65.) und Admir Mehmedi (40./87.) kamen dabei zum Abschluss. Aber so richtig zwingend war die Freiburger Offensive zu keiner Phase des Spiels. Fast immer wurden die Bälle hoch und weit in Richtung Bremer Elfmeterpunkt geschlagen. Doch das war kein intelligentes Mittel, denn dort standen mit Yannik Vestergaard (1,99 Meter) und Sebastian Prödl (1,94 Meter) zwei Hünen, die die Freiburger Offensivspieler um einen oder mehrere Köpfe überragen.

SC-Keeper Roman Bürki freut sich deshalb schon darauf, dass in den kommenden Tagen der Rasen im Freiburger Stadion ausgetauscht wird. „So wie er jetzt ist, kann man auch keinen Kombinationsfußball drauf spielen.“ Aus Freiburger Sicht wäre es allerdings wohl noch wichtiger, dass sich die Personalsituation in den kommenden Tagen weiter verbessert. Noch immer laborieren Spieler wie Kempf, Mehmedi oder Frantz an den Folgen von Erkrankungen und Verletzungen, mit Nils Petersen fehlt ausgerechnet der Stürmer seit Wochen, der vor seiner Verletzung blendend in Form war. Es ist eher unwahrscheinlich, dass der ehemalige Bremer schon am kommenden Samstag in Wolfsburg wieder im Kader steht, eine Woche später, gegen den FC Augsburg, könnte er aber wieder fit sein. Am Samstag humpelte der ehemalige Bremer durch die Katakomben und klatschte mit ehemaligen Kollegen ab. Seine Freiburger Mitspieler hatten ihn zuvor deutlich mehr vermisst.

Bei Werder kickt ja di Santo. Auch dank ihm hat Werder nun 33 Punkte auf dem Konto und muss sich wohl nicht mehr allzu viele Sorgen machen, in der kommenden Saison gegen Sandhausen ranzumüssen. Das Team scheint gefestigt genug, nach einer 3:5-Niederlage gegen Wolfsburg und einer Pokalpleite beim Drittligisten Arminia Bielefeld einfach dort weiterzumachen, wo es zuvor aufgehört hatte.

Und so ganz nebenbei scheint einstweilen auch die Torwartdiskussion nicht mehr so spannend zu sein wie in den vergangenen Wochen. „Ich freue mich ganz besonders für Raphael, dass wir heute zu null gespielt haben“, sagte Skripnik. Tatsächlich hatte besagter Raphael (Wolf), zwei, drei Bälle halten müssen, die er meist zur Seite abklatschen ließ. Dass die allerdings nicht sonderlich schwer zu parieren waren, gab man zumindest im Freiburger Lager zu.