… der Berliner Anti-Atom-Widerstand?
: Ins Wendland radeln

Sebastian Thal befindet sich seit Freitagfrüh im Widerstand. Um 5 Uhr hat sich der 25-jährige Friedrichshainer am Brandenburger Tor aufs Fahrrad geschwungen und ist losgeradelt – gen Wendland. Als Ein-Mann-Demo gegen den Castor, der an diesem Wochenende im Zwischenlager Gorleben einrollen soll.

Seit Jahren besuche er alle Anti-Atom-Demos in Berlin, erklärte Thal. „Fukushima hat wieder gezeigt, dass bei Atomkraft immer ein Restrisiko bleibt, das keiner wollen kann.“ Einer Gruppe gehöre er nicht an. Er arbeite „aufm Bau“, komme aber mit dem Rad viel herum. Einmal sei er von Berlin nach München geradelt. Mit der Wendland-Tour tritt Thal erstmals politisch in die Pedale. „Ich verstehe nicht, warum man mit Gorleben als Endlager plant, obwohl klar ist, dass der Salzstock ungeeignet ist.“

Selbstverständlich ist Thal nicht der einzige Wendland-Protestler aus Berlin – aber der einzige, der per Fahrrad anreist. Neun Busse kämen aus der Hauptstadt, sagt Uwe Hiksch von den Naturfreunden. Die meisten sind Samstagfrüh von der Mehrzweckarena am Ostbahnhof abgefahren. „Insgesamt dürften es 1.000 bis 1.500 Berliner sein“, so Hiksch, „in etwa so viele wie letztes Jahr.“ Auch die Berliner Grünen rücken mit Bussen an. Die Piratenfraktion will mit 7 ihrer 15 Abgeordneten am Sonntag eine öffentliche Fraktionssitzung im Wendland abhalten.

Thal hat seine Ankunft bereits für Freitagabend geplant. Nur eines blieb dem jungen Mann unterwegs verwehrt: Gesellschaft. Ziel sei ja eigentlich gewesen, andere Interessierte unterwegs „aufzusammeln“. „Die Kälte und die weite Strecke waren wohl abschreckend.“ Nun hofft er auf die Gastgeber im Wendland. „Die sollen ja herzlich sein.“ Und dann? Demonstrieren, blockieren, schottern? „Entscheid ich spontan“, lacht Thal. „Solange ich Montag wieder auf Arbeit bin.“ KO Foto: privat