Das Sterben der Gentech-Moskitos

ABSTURZ Mücken aus den Laboren der britischen Firma Oxitec sollen verhindern, dass sich Denguefieber ausbreitet. Doch das Projekt erweist sich laut einem Bericht als zu teuer und werde aufgegeben

BERLIN taz | Stehen die Gentech-Moskitos der britischen Firma Oxitec in Malaysia und Brasilien vor dem Aus? Wie die malaysische Tageszeitung The Star berichtet, wolle das Gesundheitsministerium des Landes die Versuche mit den genmanipulierten Labormücken aus Kostengründen nicht mehr fortsetzen.

Malaysia sieht sich mit dieser Entscheidung in guter Gesellschaft: Auch in Brasilien, wo ebenfalls Feldversuche mit den Gentech-Insekten stattfanden, werde die neue Methode der Moskitobekämpfung vorerst nicht fest implementiert, berichtet die Tageszeitung unter Berufung auf hohe Beamte des malaysischen Gesundheitsministeriums.

Für Oxitec wäre das ein schwerer Schlag, zumal die Firma in vielen Ländern Akzeptanzprobleme hat. Auch in Key West in Florida, wo möglicherweise noch in diesem Frühjahr die ersten Gentech-Mücken fliegen sollen, wehren sich die Anwohner mit Petitionen und Protesten.

Die genmanipulierten Moskitos werden zur Bekämpfung des weltweit zunehmenden Denguefiebers eingesetzt. Dieses wird durch die Moskitoart Aedes aegypti verbreitet wird. Oxitec hat im Genlabor – ausschließlich männliche – Moskitos konstruiert, die eine „eingebaute Sterblichkeit“ für ihre Nachkommen besitzen. Sie werden auf die Wildpopulation der Mücken losgelassen, um sich zu paaren. Die Nachkommen sterben dann bereits im Larvenstadium.

Im Dezember 2010 war im malaysischen Bentong im Rahmen eines Pilotprojekts eine relativ kleine Zahl von Moskitos freigesetzt worden. Um Erfolg zu haben, müssen die Killermücken allerdings in großer Zahl fliegen, damit sie gegenüber den natürlich vorkommenden Männchen zahlenmäßig die Oberhand gewinnen.

Die Direktorin von GeneWatch in Großbritannien, Helen Wallace, kritisiert, es brauche bereits Millionen Gentech-Moskitos, um eine Wildpopulation von nur 20.000 Exemplaren auszulöschen.

Der malaysische Gesundheitsdirektor Datuk Noor Hisham Abdullah monierte zuletzt die „prohibitiven Kosten eines Großeinsatzes“. Zudem fehle auch „nach den bisher erfolgreichen Experimenten“ noch der Beweis, dass die Strategie in Malaysia tatsächlich funktioniere. Man dürfe außerdem nicht aus dem Blick verlieren, dass vorrangig die Brutplätze der Insekten reduziert werden müssten.

Chris Creese, Unternehmenssprecherin von Oxitec, dementierte am Samstag auf Nachfrage der taz etwaige Pläne zur Aufgabe der Projekte in Malaysia und Brasilien. Die Behauptungen des Star entsprächen nicht den Tatsachen, sagte sie. Vor allem in Brasilien gehe nach der Genehmigung neuer Freisetzungen die Arbeit weiter. Im Umfeld der Stadt Piracicaba sind nach Angaben von Oxitec schon im April weitere Einsätze der Gentech-Moskitos geplant.

In Malaysia ist nach Aussagen von Creese aktuell zwar keine neue Freisetzung geplant, dies liege aber an den vielen Engagements in anderen Ländern. Zur Höhe der Kosten konnte Creese keine Angaben machen, dazu sei es noch zu früh. MANFRED KRIENER