Musik für die Augen

BEGLEITPROGRAMM Im Bremer City 46 beginnt in dieser Woche die dritte Ausgabe der Filmreihe „Jazz’n’the movies“. Anlass ist die Musikmesse „Jazzahead!“

Im April wird in Bremen wieder die Musikmesse „Jazzahead!“ veranstaltet, und im Rahmenprogramm zeigt das Kommunalkino City 46 in den nächsten Wochen wieder jeweils einen Film, in dem der Jazz eine zentrale Rolle spielt. Dies sind vier Künstlerporträts, eine Dokumentation und gleich zu Beginn ein Spielfilm, der wie kein anderer Jazzgeschichte geschrieben hat.

Der Debütfilm von Louis Malle „Fahrstuhl zum Schafott“ (Mi, 20 Uhr) wäre heute kaum mehr als von filmhistorischem Interesse, wenn Miles Davis nicht einen wunderschönen Soundtrack dazu eingespielt hätte. Den Thriller über einen Mörder, der im Fahrstuhl stecken bleibt, adelt nun der Jazz, der zum größten Teil live im Aufnahmestudio bei einer durchgehenden Projektion des Films improvisiert wurde. Inzwischen ist unstrittig, dass Davis hier 1958 seinen Ton und seine Art der Studioarbeit entscheidend weiter entwickelte.

Julian Benedikt hat vor einigen Jahren eine beeindruckende Trilogie mit Filmen über den Jazz gemacht. Nach einer Dokumentation über das Blue-Note-Plattenlabel und den Fotografen William Claxton ist „Play Your own Thing“ (25. März) von 2006 nicht nur der Abschluss dieser Reihe, sondern auch die bisher letzte Arbeit des Regisseurs. Der Film ist eine Reise durch die Geschichte des Jazz in Europa, gefüllt mit Konzertausschnitten, Archivbildern und Interviews mit Legenden wie Juliette Gréco, Jan Garbarek und Albert Mangelsdorff, den Benedikt kurz vor dessen Tod noch befragen konnte.

Zwischen Freejazz und der europäischen Klassik waren die Improvisationen des afroamerikanischen Saxophonisten Marion Brown angesiedelt, denn er spielte mit Anthony Braxton und Gunter Hampel, arrangiert aber auch Stücke von Erik Satie und ließ sich von Debussy inspirieren. Der deutsche Filmkritiker Theodor Kotulla drehte 1971 mit „Marion Brown – See the music“ (1. April) einen Klassiker, indem er Brown den Film spielen und erzählen ließ.

„Michel Petrucciani – Leben gegen die Zeit“ (8. April) erzählt die Geschichte des französischen Pianisten, der an der Glasknochenkrankheit litt.

Der Hamburger Filmemacher Peter Sempel dichtet mit seiner Kamera Hymnen an von ihm verehrte Künstler. Für seine neuste Hommage „Rohschnitt – Peter Brötzmann“ (15. April) hat er den Freejazzer bei Auftritten begleitet. Dabei ist ihm ein Film gelungen, der ähnlich brachial und radikal ist wie die Musik seines Protagonisten.

Eine ähnliche Einheit von Bild und Musik erreichten auch Nicolas Humbert und Werner Penzel 1991 mit „Step Across the Border“ (22. April), denn dieser Film sieht so musikalisch und originell aus wie er klingt. Statt lange Jazzsoli, jubelnde Zuschauer oder gelehrte Erklärungen zu zeigen, haben sie viele prägnante und komische Momente in Fred Friths Musik und Leben montiert.  HIP