Anwohner von Partymeilen sind die vielen Touris leid

TOURISTEN In vielen Bezirken stöhnt man über lärmende Touristen. Friedrichshain-Kreuzberg steuert mit einem Pilotprojekt gegen

Die Touristenzahlen in Berlin steigen und steigen – und sorgen in manchen Bezirken zusehends für Unbehagen und Probleme. Friedrichshain-Kreuzberg will jetzt mit einer Initiative einen „stadtverträglichen Tourismus“ erreichen. Das Pilotprojekt dazu wird an diesem Donnerstag vorgestellt, wie das Bezirksamt mitteilte. Ziel ist es, Besucher und Touristen in Kreuzberg und Friedrichshain zu sensibilisieren und zu einem Verhalten zu bewegen, durch das weniger Konflikte mit den Einwohnern auftreten.

Dazu analysierte der Bezirk Erfahrungen aus anderen Städten in verschiedenen Ländern mit ähnlichen Problemen. Beteiligt am Projekt sind die Tourismus-Gesellschaft Visit Berlin, der Hotel- und Gaststättenverband und die Clubbetreiber.

Nach Berlin reisten im vergangenen Jahr 11,9 Millionen Besucher, die auf 28,7 Millionen Übernachtungen kamen. 56,4 Prozent der Gäste stammten aus Deutschland. Die Zahl der ausländischen Besucher hat sich seit den 90er Jahren versechsfacht – das sind nur die offiziellen Zahlen. Privatbesuche und Übernachtungen in illegalen Ferienwohnungen fehlen.

Die Tourismus-Gesellschaft will die Zahl der Besucher unbedingt weiter steigern, obwohl viele Innenstadtbewohner stöhnen. U-Bahnen und Busse sind zum Teil überfüllt. In Kneipenkiezen wie Kreuzberg und Neukölln marschieren die jungen Partytouristen in großen Gruppen mit Bierflaschen durch die Straßen. Überreste der Wochenendnächte – Scherben, vollgepinkelte Hauseingänge – nerven die Nachbarn. Die Umwandlung von Wohnungen in Ferienwohnungen treibt die Mieten hoch.

Bezirks- und Senatspolitiker hatten in den vergangenen Jahren immer wieder Regelungen gefordert oder angekündigt. Es gab Appelle von Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne). Doch bislang änderte sich nichts. (dpa)