Trotz Austritten mehr Einnahmen

GOTT & GELD Die Bremische Evangelische Kirche verzeichnet höhere Steuereinnahmen – dabei stieg die Zahl der Austritte 2014 um 44 Prozent

■ 80 Millionen Euro investiert die Bremische Evangelische Kirche (BEK) von 2011 bis 2017 in den Erhalt und Bau von Kitas und Gemeinderäumen.

■ Über Sonderzuweisungen an die Gemeinden werden steigende Energie- und Personalkosten ausgeglichen.

■ Dafür werden bewusst Rücklagen verwendet, da die BEK sich perspektivisch nicht auf laufende Einnahmen verlassen kann.

■ Über 103 Millionen Euro Rücklagen verfügte die BEK im Jahr 2012.

■ Bis Ende 2015 werden sie auf 75 Millionen Euro abschmelzen.

Die Kirchen haben immer weniger Mitglieder. Dennoch verzeichnete die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) Rekordeinnahmen. Auch bei der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) stiegen die Einnahmen aus der Kirchensteuer 2014.

Die Mitgliedszahlen der BEK sind seit Jahren rückläufig, doch 2014 stiegen die Austritte im Vergleich zu 2013 um 44 Prozent. Sabine Hatscher, Sprecherin der BEK, sieht den Hauptgrund in einer Änderung des Steuerrechts. Seit dem 1. Januar 2015 wird die Kirchensteuer auf Kapitalerträge automatisch erhoben. Die Banken erhalten die Informationen über die Religionszugehörigkeit direkt von der Finanzverwaltung. Zuvor hatten die Kunden diese selbst angegeben – oder eben nicht, wenn sie die Steuer umgehen wollten. Die Kirchensteuer beträgt in Bremen neun Prozent der Lohn- und Einkommenssteuer.

Die Abgabe sei zwar nicht neu und betreffe die meisten Menschen auch nicht, so Hatscher, aber „es gibt eine große Verunsicherung bei den Menschen“. Wenn gewünscht, führe man Beratungen durch. Danach würden manche, die wegen der Steuer austreten wollten, doch bleiben.

„Eine andere Ursache ist, dass Sachen überschwappen. Skandale, die nichts mit der BEK zu tun haben, bewegen die Menschen zum Austritt“, erklärt Hatscher.

Das Steueraufkommen der EKD lag mit 5,2 Milliarden Euro im vergangen Jahr erstmals über der Fünf-Milliarden-Marke. Im Vergleich zu 2013 bedeute dies ein Plus von 4,8 Prozent, so Thomas Begrich, der Finanzchef der EKD. Er führt die Steigerung auf die wirtschaftliche Entwicklung und die hohen Erwerbstätigenzahlen zurück.

Eine Steigerung der Einnahmen konnte auch die BEK verzeichnen. Die Kirche habe letztes Jahr durch Steuern 53,7 Millionen Euro eingenommen, sagte Hatscher. Dies seien 3,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Sie führte das Plus ebenfalls auf die gute wirtschaftliche Lage zurück.

Kurzfristig sind somit keine Einrichtungen der Kirche gefährdet. Mittelfristig könnte sich das allerdings ändern.

„Sinkende Mitgliedszahlen führen perspektivisch natürlich zu einem Rückgang der finanziellen Mittel, so dass Strukturveränderungen nötig sein werden“, erläuterte Hatscher. Problematisch sei dabei vor allem der demographische Wandel und nicht die Austritte. Denn etwa zwei Drittel aller Kirchenmitglieder zahlten auf Grund ihres niedrigen Einkommens keine Kirchensteuer, darunter auch die meisten Rentner, so Hatscher.JÖRDIS FRÜCHTENICHT