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Keiner soll verloren gehen

AUSBILDUNG Jeder Schulabgänger des Jahres 2011 ist in einem Anschlussangebot untergebracht. Schulsenator Ties Rabe spricht von erfolgreicher Reform

Reform-Bausteine

Die Reform des Übergangs Schule/Beruf wurde im Februar einstimmig von der Bürgerschaft verabschiedet.

■ Warteschleifen sollen abgebaut werden. Dazu zählen auch die teilqualifizierenden Berufsfachschulen, die derzeit noch 2.700 SchülerInnen besuchen. An ihre Stelle sollen bis 2013 rund 1.000 Berufsqualifizierungsplätze mit Ausbildungsgarantie geschaffen werden.

■ Um die Lehre für gute RealschülerInnen attraktiver zu machen, können diese jetzt parallel dazu die Fachhochschulreife erlangen.

Erstmals wurde in Hamburg im Jahr 2011 dafür gesorgt, dass jeder Schulabgänger ein Anschlussangebot hat und keiner verloren geht. Das sei eine „Sysiphos-Arbeit“ gewesen, sagte SPD-Schulsenator Ties Rabe am Donnerstag bei einer Zwischenbilanz der Reform des „Übergangsystems Schule/Beruf“.

SPD-Bürgermeister Olaf Scholz hat Großes versprochen. Er will jedem Schulabgänger zu Abitur oder Ausbildung verhelfen. Doch rund 2.000 Schulabgänger, die als „nicht ausbildungsreif“ gelten, sind wieder in einer Übergangsmaßnahme gelandet. Diese heißt jetzt „Ausbildungsvorbereitung“ (AV) und wurde verändert. Die jungen Leute sitzen nicht nur in der Klasse, sondern sind auch drei Tage als Praktikant in einem Betrieb. Begleitet werden sie von 60 Sozialarbeitern. Dies funktioniere sehr gut, sagt Rainer Schulz, Leiter des Instituts für berufliche Bildung. „Es ist uns gelungen, über 1.500 Betriebe zu akquirieren.“ Und 72 Prozent der AVler hätten bereits ein Praktikum.

Die Hoffnung ist folgende: Lernen die Betriebe die jungen Menschen kennen, bekommen viele dort einen Ausbildungsplatz. „Wir brauchen die jungen Leute“, sagte Jörg Ungerer von der Handwerkskammer. Die Vermittlung übers AV könne „ein neuer Regelweg“ werden.

Der Schulleiter Ernst Lund hat an seiner Bergedorfer Gewerbeschule 137 AV-Schüler aufgenommen. Diese seien großteils sehr motiviert, sagt er. Grund sei die versprochene „Garantie für einen Ausbildungsplatz“.

Doch es gebe auch rund 30 Schüler, die sich noch nicht in einen Betrieb integrieren können. Für sie habe man „so etwas wie die Produktionsschule organisiert“. Die acht Produktionsschulen sind ein weiterer Eckpfeiler der Reform. Dort arbeiten Schüler in einem Betrieb und verdienen etwas Geld. Doch die Schulen galten zuletzt als gefährdet. Darauf angesprochen, sagte Rabe: „Die arbeiten ordentlich. Wir planen da keine Veränderung.“

Die bange Frage ist: Was passiert im Jahr 2012 mit jenen, die mit AV fertig sind und dennoch nichts finden. Sofern sie dann „ausbildungsreif“ sind, verspricht Rainer Schulz, „ist ihnen eine Ausbildung garantiert“. Das gleiche gilt für „ausbildungsreife“ Schulabgänger, die das neue Modell der einjährigen „Berufsqualifizierung“ (BQ) durchlaufen. Auch ihnen ist zur Not eine städtische Ausbildung garantiert. Hier müsse „schleunigst etwas aufgebaut werden“, fordert die Linkspartei-Abgeordnete Dora Heyenn. Laut Rainer Schulz passiert das auch. Man habe für 2012 „1.500 bis 1.700 Plätze in Planung“. KAIJA KUTTER

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