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KOMMENTAR VON KLAUS WOLSCHNER ZUR KLINIK-AFFÄREAufklärung behindert

Bis zum gestrigen Donnerstag lag der Bericht der Hygiene-Experten vom Robert- Koch-Institut über die Frühchen-Tode nicht vor. Und das hieß: Es konnte wild spekuliert werden über die Hintergründe der Todesfälle.

Nicht nur private Fernseh-Sender schlachteten den Fall gnadenlos aus, auch in der Bremer CDU dominierten Profilierungsbedürfnisse – erklärlich nur durch die laufende Personaldebatte.

Besonders schaurig ist, wie die Bremer Staatsanwaltschaft sich an dem Spiel beteiligt. Auf einer Frühchen-Intensiv-Station sterben jedes Jahr Neugeborene, eben weil sie kaum lebensfähig auf die Welt kommen. Es gibt bisher keinerlei Anlass für die Annahme, dass die drei „neu“ bekannt gewordenen Todesfälle irgendetwas mit den ESBL-Erregern zu tun haben. Dennoch macht die Staatsanwaltschaft Pressearbeit und weist darauf hin, dass nicht auszuschließen sei, dass bei den Ermittlungen gegen Unbekannt weitere Personen ins Visier geraten. Das ist so wahr wie die Aussage, dass es nicht auszuschließen ist, dass Staatsanwälte am Ende ins Visier geraten könnten.

Der Rausschmiss des Chefarztes wie die Drohungen der Staatsanwaltschaft schüchtern diejenigen ein, die mehr wissen, weil sie auf der Station arbeiten. Die starken Gesten behindern die Aufklärung.

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