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EVAN DANDOS RÜCKKEHRSpäter Frühling

Nils Schuhmacher

Ab und an steht ein Satz wie: „Fans lieben ihre Fähigkeit, Emotionen in einen Song zu ‚packen‘“ im Waschzettel sogenannter Künstler-Agenturen. Wenn alles gut läuft, landet Entsprechendes dann über Medien – mittlerweile auch nicht mehr durch Bearbeitung verfälscht – bei den Noch-Nicht-Fans. Ihnen wird so nahegelegt, den Künstler „für sich zu entdecken“.

Das machen sie dann auch und stellen schnell fest: Es ist wie bei den meisten Dingen, man sollte es sich lieber ausmalen statt es auszuwickeln, denn es kommt mit Sicherheit nicht das Heinz-Krämer-Werner-Hornig-Sextett, (18. 3., Thalia Nachtasyl), nicht der düstere Howe Gelb (25. 3., Knust), nicht einmal die herrlich abgemeldeten Juli mit dem tollen Nena-Gesang (24. 3., Gruenspan) heraus.

Aber zurück zum Anfang: Letztgenannte hießen noch Sunnyglade, der andere Giant Sand und Erstere waren die Hausband in Heinz Karmers Tanzcafé, da kam Evan Dando nach einem Konzert der Lemonheads in den lange schon vergessenen Laden herein, packte einen Geldschein aus und verrichtete mit seiner Hilfe auf dem Tresen das Geschäft, das Rockstars eben so verrichten. Danach lief es lange Zeit nicht mehr so gut für die Band. Eine Best-of-Platte presste man noch aus sich heraus, aber Dandos Soloplatte (u. a. eingespielt mit Gelb) floppte.

Aber dann eine Art später Frühling: Ganz waschzettelmäßig formuliert, ließ man alle zur Verfügung stehenden Emotionen erst in Lieder, dann in die dankbaren Schon-Fans gleiten. Die wussten also längst, dass die Geschichte der Lemonheads die Geschichte wundervoller – zuerst ruppiger, dann poppiger – Platten und die Geschichte von Dandos schöner Stimme ist, die über allem steht. Ob jetzt vor allem etwas aus der Abteilung „Ehemaliger Superstar schleppt sich und seine Hits herum“ (Musikexpress) zu erwarten ist oder Dando den ganz späten Frühling gibt: einfach mal „für sich entdecken“ (23. 3., 20 Uhr, Molotow).

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