unverbremt
: Der Typ mit dem superiority complex

Es ist immer derselbe Typ. Der, der Radfahrer anpflaumt, wenn sie ihm im Weg stehen – auf dem Radweg. Der, der sich am Bäckerstand ganz vorne in der Schlange einsortiert und es „eine Unverschämtheit“ findet, wenn er darauf hingewiesen wird, dass man das auch als „Vordrängeln“ bezeichnen könnte. Oder der, der im Laden nicht zur Seite geht, wenn man freundlich „Entschuldigung“ sagt. Der sich erst beim dritten Mal unwirsch umdreht. „Man muss schon sagen, was man will“, pflaumt er. Den Hinweis, dass die meisten Menschen darauf sehr wohl reagieren – wie später der Test an einer anderen Person beweist – hält er für eine Aufforderung, ausfallend zu werden. „Blöde Kuh.“ Dass man sein Verhalten peinlich findet und es ihm auch sagt – „in Ihrem Alter!“ – macht es nicht besser. Jetzt stehen die Zeichen auf Kampf. Er baut sich vor der blöden Kuh auf. Nahkampfabstand. Höhendifferenz: geschätzte 40 Zentimeter. Gewichtsdifferenz: 40 Kilo. Altersdifferenz: 30 Jahre. Irgendwie kommt es dann aber doch nicht zum Showdown. Vielleicht weil’s zu viel Publikum gibt, vielleicht hat er schon gegessen.

Die Frage bleibt: Was reitet diesen Typ? Er muss keine Sorge haben übersehen zu werden, er hat, das kann man an seiner Kleidung sehen, genug Geld, er muss sich nicht durchbeißen, um zu überleben. Er hat keinen Minderwertigkeitskomplex, einen inferiority complex. Viel gefährlicher: Der Typ hat einen superiority complex. Eiken Bruhn