„Quote kein Heilsbringer“

TREFFEN Der Bremische Landwirtschaftsverband hält seine diesjährige Mitgliederversammlung ab.

■ 45, ist Landwirt und Präsident des Bremischen Landwirtschaftsverbands.

taz: Warum brauchen die paar Bremer Bauern einen eigenen Landwirtschaftsverband?

Hilmer Garbade: Der Bremische Landwirtschaftsverband hat immerhin rund 200 Mitglieder. Und Bremen ist ein eigenes Bundesland mit eigener Landesregierung: Wir brauchen den Verband, um die Landwirtschaft gegenüber der Politik zu vertreten.

Bremen hat kaum gute Böden. Ihre Mitglieder sind dann vor allem Grünlandbauern - also Milchviehhalter?

Zunächst einmal gibt es in Bremen auch guten Boden, etwa in der Hemelinger Marsch. Aber Sie haben Recht, im Verband gibt es überwiegend Milchviehhalter.

Dann muss der Wegfall der Milchquote zum 1. April doch ein drastischer Einschnitt für sie sein?

Es gibt viele Spekulationen über eine Milchschwemme, aber eigentlich weiß man das noch nicht. EU-weit ist es so, dass die meisten Länder die Milchquote schon jetzt unterliefern, die werden dann nicht plötzlich überliefern. Und weltweit gibt es einen Wachstumsmarkt für Milch. Einige Länder können sich nicht selbst versorgen. Die Preisschwankungen könnten höher werden. Aber letztlich war die Quote selbst auch kein Heilsbringer.

In der Schweiz hat sich seinerzeit, beim Wegfall der Quote, der Milchpreis halbiert. Das wäre für die Landwirte hier nicht verkraftbar, oder?

Nein, das wäre es nicht. Es wird aber nicht passieren. In der Schweiz war der Milchpreis mit der Quote sehr hoch. Das ist hier nicht so. Es gab gerade erst einen Preissturz von 40 auf etwa 30 Cent. Und wie bereits erwähnt, ist der Milchmarkt weltweit entscheidend.

Welche Themen sind für Sie noch aktuell?

Unter anderem, dass die öffentliche Berichterstattung über Landwirtschaft allgemein sehr einseitig beleuchtet ist. Auch konventionelle Betriebe produzieren Lebensmittel von guter Qualität und nicht alle betreiben Massentierhaltung, wobei der Begriff schon problematisch ist. Ein weiteres Thema ist, dass die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen in Bremen nicht vermehrbar sind. Außerdem hat der BLV letztes Jahr einen neuen Vorstand bekommen, über dessen Aktivitäten werden wir heute auch sprechen.

Interview: Jördis Früchtenicht

19.30 Uhr, Borgfelder Landhaus