: Deutsches Gemetzel
Resigniert „Liebesjahre“ (20.15 Uhr, ZDF)
Gerade läuft in den Kinos Roman Polanskis „Der Gott des Gemetzels“ und führt in Echtzeit vor, wie sich vier Menschen auf engstem Raum in nur eineinhalb Stunden zerfleischen können. Dass aber das ZDF so ein Vier-Personen-Kammerspiel in Auftrag gibt, ist mal eine schöne Ausnahme, die auch sicherlich eine bleiben wird. Selbst wenn das alles so gekonnt umgesetzt wird wie hier von Magnus Vattrodt (Buch) und Matti Geschonneck (Regie).
Also: Ein einziger Handlungsort, ein etwas over the top renoviertes Landhaus. Vier Personen. Kammerspiele sind Schauspielerfilme. Wie so oft, wenn Oliver Berben produziert, spielt Mutter Iris eine Hauptrolle, eine Frau namens Vera. Nach Jahren kehrt sie zurück, um Uli (Ex-Jedermann Peter Simonischek), zu treffen, mit dem sie 22 Jahre lang verheiratet war, hier gelebt und zwei Töchter großgezogen hat. Das liegt lange zurück, das Haus stand lange leer, jetzt drängt sie darauf, es zu verkaufen. Warum ausgerechnet jetzt?, fragt Uli. Es gibt einen Grund, Uli und der Zuschauer erfahren ihn erst gegen Ende des Films.
Verletzungen und Lebenslügen werden aufgetischt und in genretypischen, pointiert-sarkastischen Dialogen ausgefochten. Zwischen den Ex-Eheleuten und deren neuen Partnern Johanna und Darius, gespielt von den „Tatort“-Kommissaren Nina Kunzendorf und Axel Milberg. Letzterer darf sein besonderes Talent für maliziöse Charaktere entfalten und das Geschehene kommentierend einordnen: „Willkommen in der Ehe. Die Kinder werden größer, die Träume kleiner – und am Ende verlassen beide gemeinsam das Haus.“
Jens Müller
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