Metropolregionen lernen Klimaschutz

Bei einer Konferenz in Hamburg haben sich Vertreter von 50 europäischen Ballungsräumen über vorbildhafte Lösungen ausgetauscht. Die Hälfte von ihnen will jetzt systematisch eine maßgeschneiderte Strategie ermitteln

Europas Ballungsräume sind für eine Fünftel des weltweiten Treibhausgasausstoßes verantwortlich. Bei einer Tagung der Vereinigung der europäischen Metropolregionen „Metrex“ in Hamburg verpflichteten sie sich nun, ihre klimarelevanten Emissionen bis 2050 um 80 Prozent zu senken – ein Wert, den die EU vorgeschlagen hat. Um dieses Ziel zu erreichen, will rund die Hälfte von ihnen den Klimaschutz systematisch angehen und dazu im Januar ein EU-Projekt beantragen. Ein Handbuch zur Tagung, das von der Hamburger Landeszentrale für Politische Bildung herausgegeben wurde, enthält Handlungsbeispiele.

Die Vereinigung Metrex wurde 1995 auf schottische Initiative hin gegründet. Der Organisation gehören 50 der 100 europäischen Metropolregionen an. Nach den Worten ihres Stuttgarter Präsidenten Bernd Steinacher dient sie dem Erfahrungsaustausch und der Lobbyarbeit. Seit 2005 sei der Klimawandel das Hauptthema von Metrex.

Von Oktober 2006 bis Juni 2007 entwickelten die Metrex-Mitglieder Glasgow, Stockholm, Emiglia-Romagna und Stockholm ein Computermodell, das den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) veranschaulicht. Dieses Modell zeigt, an welchen Stellen am meisten CO2 freigesetzt wird und wie effizient verschiedene Reduktionsmethoden wirken.

20 weitere Metrex-Mitglieder unter Führung Hamburgs wollen ihre sozioökonomischen Daten in dieses Emissionsmodell einspeisen, Szenarien durchrechnen und daraus die für jede Metropolregion optimale Klimaschutzstrategie schmieden. Das Ergebnis als Vorschlag an die Entscheidungsträger wird aber nicht aus dem Rechner kommen, sondern in einem mehrstufigen Verfahren zusammen mit Interessenvertretern erarbeitet. Am Ende muss politisch ausgehandelt werden, wer wie stark bluten muss – wobei sich zeigen wird, wie groß der Klimaschutzehrgeiz tatsächlich ist. Bezahlen soll dieses „Grip“ – für Greenhouse Gas Regional Inventory Project – zu drei Vierteln die EU.

Für Hamburg hat der Naturschutzbund (NABU)auf die Klippen der Klimapolitik hingewiesen: Das vom Senat akzeptierte Kohlekraftwerk Moorburg werde 8,5 Millionen Tonnen CO2 im Jahr ausstoßen. „Damit wären die im Hamburger Klimaschutzkonzept anvisierten CO2-Einsparungen von zwei Millionen Tonnen pro Jahr ein Tropfen auf den heißen Stein“, kritisierte NABU-Landesgeschäftsführer Stephan Zirpel. Das geplante Kraftwerk werde den CO2-Ausstoß um 40 Prozent steigen lassen. Große Kohlekraftwerke festigten auf lange Zeit eine überholte Infrastruktur. Die Zukunft liege in der dezentralen Energieerzeugung.

„Kohle ist für uns eine Übergangstechnologie“, hält Hamburgs Stadtentwicklungssenator Axel Gedaschko (CDU) dagegen. Wenn schon Kraftwerke gebaut werden müssten, dann in großen Städten, wo auch die Fernwärme genutzt werden könne.

Zu den vorbildlichen Lösungen im Tagungsband steuerte Bremen seine Arbeit an einer „neuen Mobilitätskultur“ bei und die Förderung der Windindustrie. Hannover stellt sein regionales Management der Klimafolgen vor. Norderstedt bei Hamburg verringerte seinen CO2-Ausstoß zwischen 1990 und 2005 um 20 Prozent: Es stellte seine Ampeln auf Leuchtdioden um und führte ein Energiemanagement für die städtischen Gebäude ein. Lüneburg unterstützt die Handwerker, die Anlagen zur regenerativen Energieerzeugung aufbauen und wirbt bei seinen Bürgern für den Klimaschutz. GERNOT KNÖDLER