Kandidatur bei Republikanern völlig offen

Fünf Wochen vor den ersten Vorwahlen gibt es bei den US-amerikanischen Konservativen noch keinen klaren Favoriten

WASHINGTON taz ■ Fünf Wochen bleiben den US-Präsidentschaftsbewerbern noch bis zu den ersten Vorwahlen. Der Druck steigt und lässt die einzelnen Kandidaten ihre Profilierungsversuche ein paar Gänge hoch schalten. Was neulich schon die demokratischen Bewerber darboten, wiederholte sich am Mittwochabend im republikanischen Feld: Der Favorit Rudy Giuliani attackierte bei einer Fernseh-Debatte in Florida seinen schärfsten Konkurrenten, den Mormonen Mitt Romney. Bei der Frage zum Umgang mit illegalen Migranten, einem der Reizthemen dieses Wahlkampfs, warf der Exgouverneur von Massachusetts Romney dem früheren New Yorker Bürgermeister Giuliani vor, während seiner Amtszeit aus New York einen „Zufluchtsort“ für Illegale gemacht zu haben. Darauf konterte Giuliani, mit festem Blick in die Kameras, Romney habe doch selbst in seinem Privathaus illegale Handwerker beschäftigt. Das saß, Romney fehlten vor Fassungslosigkeit kurz die Worte.

Alle acht Anwärter nutzten die von Wählenden zuvor per Videoclip an das Internetvideoportal YouTube gesendeten und vom US-Nachrichtensender CNN ausgewählten Fragen, um sich zu Themen wie Einwanderung, Abtreibung, Todesstrafe und Waffenbesitz ins rechte Licht zu rücken. Außenpolitik, die in vorhergehenden Debatten die Diskussion stets dominierte, spielte diesmal kaum eine Rolle.

Eine weiteres scharfes Duell gab es auch zwischen Romney und Senator John McCain aus Arizona. Bei einer Frage nach der Zulässigkeit von Folter in Terrorverhören, verurteilte McCain dabei im Gegensatz zu Romney das „Waterboarding“, eine Methode mit der Ertränken simuliert wird. Romney hingegen, der seit Beginn seiner Kandidatur zahlreiche seiner früheren Meinungen und Entscheidungen als „falsch“ darstellt, wollte auf die Frage nicht so recht antworten und sagte, er werde jetzt keine Definition von Folter abgeben.

Wie undefiniert das konservative Bewerberfeld zurzeit noch ist, demonstrierte schließlich der Außenseiter Mike Huckabee, der Exgouverneur von Arkansas. Huckabee kam laut ersten Umfragen nämlich als „Sieger“ aus der CNN-Debatte heraus. Während sich die drei führenden Bewerber stritten und sich der erzkonservative Law-and-Order-Kandidat Fred Thompson in der eigenen Rhetorik verhedderte, nutzte Huckabee seine Chance. Mit demonstrativem Konservatismus und einer Portion Humor gewann er am ehesten die Sympathien der Zuschauenden. Gefragt, was Jesus wohl zur Todesstrafe sagen würde, erklärte Huckabee, selbst Theologe und Baptistenpriester: „Jesus war zu klug, um sich für ein öffentliches Amt zu bewerben.“

Die US-Vorwahlen starten offiziell am 3. Januar mit Abstimmungen bei Parteiversammlungen im US-Staat Iowa. Laut Umfragen führt unter den Republikanern landesweit Giuliani, gefolgt von Romney und McCain. Huckabee hat insbesondere in den letzten Wochen in Iowa kräftig zulegen können. Bei den Demokraten bleibt das Feld, wie es seit Monaten ist: Mit Abstand führt Hillary Clinton, gefolgt von Barack Obama und John Edwards. ADRIENNE WOLTERSDORF