Weihnachten unter Ökowipfeln

Wer zu Hause einen Christbaum aufstellen will, der umweltschonend hochgepäppelt wurde, muss beim Einkauf auf Ökosiegel und Herkunft schauen. Oder im Berliner Naturland-Wald selbst die Kettensäge anlegen – unter Anleitung, versteht sich

Termine zum Bäumeschlagen in Berlin und Brandenburg:

8. Dezember 2007 von 10 bis 15 Uhr, Treffpunkt an der Einfahrt der Gaststätte Am Gorinsee, von der L 30 Schönow-Schönwalde.

15. Dezember 2007 von 12 bis 16 Uhr auf dem ehemals militärisch genutzten Gelände (Keerans Range) am Kronprinzessinnenweg im südlichen Grunewald (frühere Avus-Südkurve). Zufahrt von Süden aus Richtung Havelchaussee parallel zur Avus.

15. Dezember 2007 von 10 bis 15 Uhr im Revier Neuzelle. Der Weg ist ab der ehemaligen Tankstelle Neuzelle ausgeschildert. Infos beim Amt für Forstwirtschaft Müllrose, Telefon (03 34 33) 1 51 52 19.

Verkaufsstellen von Bäumen mit FSC-Siegel unter www.tannen- paradies.de/verkaufsstellen.htm

VON JUTTA SCHULKE

Jährlich schleppen die Deutschen zu Weihnachten rund 25 Millionen Nadelbäume in ihre Haushalte. Von draußen vom Walde kommen jedoch die wenigsten Bäume her. Etwa 80 Prozent stammen laut Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) aus Plantagen für Weihnachtsbäume. Größter Produzent in diesem Geschäft ist Dänemark – laut dem Verband der Dänischen Christbaumproduktion kam im Jahr 2006 etwa ein Fünftel aller Weihnachtsbäume in Deutschland von dort. Sattgrün, gerade gewachsen und lange haltbar soll der zentrale Festschmuck sein. Das hat Folgen: Bis die Kettensäge kommt, hat ein Baum in Monokulturen etliche umweltbelastende Stoffe intus: Dünger für gleichmäßigen Wuchs und kräftige Farbe, Insektizide gegen Käfer und Läuse und Fungizide gegen Pilze. Zudem bewirken die Herbizide, dass in den Plantagen nichts mehr wächst.

Wer einen umweltschonenden Baum aufstellen möchte, steht trotzdem nicht vor einem unlösbaren Problem. Die einfachste Variante besteht darin, Bäume aus nachhaltiger Forstwirtschaft zu kaufen. Selbst große Verkaufsstellen wie die Berliner Tannenparadiese besetzen schon die Ökonische. „Wer auf den Weihnachtsbaummärkten nach dem FSC-Siegel schaut, der handelt schon sehr verantwortungsbewusst“, sagt Marc Franusch vom Landesforstamt Berlin. Zusätzlich lohne es sich, nach der Herkunft des Baumes zu fragen, denn „mittlerweile gibt es auch Plantagen, die nach den zertifizierten Richtlinien arbeiten“, erklärt Franusch weiter. Doch leicht kann passieren, dass Kunden einen Ökobaum hinter sich herziehen, dessen Plantage zwar von Schafen vom Wildwuchs befreit wurde, der aber für den Verkauf durch zwei Länder gekarrt wurde. An vielen Verkaufsstellen stammten auch die Ökobäume aus Dänemark, berichtet der Referent des Berliner BUND, Herbert Lohner: „Bedauerlicherweise sind unsere heimischen FSC-Forstbetriebe noch nicht in der Lage, die steigende Nachfrage nach Ökochristbäumen zu befriedigen.“

Weltweit gibt es heute etwa 50 Zertifizierungssysteme rund um den nachhaltigen Waldschutz. Die gängigsten in Deutschland sind das FSC-Siegel und das PEFC-Zertifikat. Das Forest Stewardship Council (FSC) vergibt das Siegel an Forstbetriebe und Unternehmen, die sich verpflichten, die Bewirtschaftung auf nachhaltigen Schutz der Wälder auszurichten. Die Kriterien sehen unter anderem vor, Mischwälder und Totholz zu erhalten, auf Kahlschlag und Pestizide zu verzichten und die Bäume nur natürlich nachwachsen zu lassen. Hinzu kommen soziale und wirtschaftliche Richtlinien. Umweltverbände wie der World Wildlife Found (WWF), Greenpeace oder der Naturschutzbund Deutschland (NABU) unterstützen die Arbeit dieser Organisation. Das Zertifikat Pan European Forest Certification (PEFC) umfasst ähnliche Aspekte, doch trügen die Umweltverbände dieses Label explizit nicht mit, sagt Lohner.

Die strengsten Auflagen gibt nach Ansicht des Berliner Landesforstamtes das Naturland-Siegel vor. „Der gesamte Berliner Wald wird nach den Kriterien des ökologischen Anbauverbands bewirtschaftet“, berichtet Franusch. Naturland setze noch stärker als der FSC auf soziale und wirtschaftliche Komponenten. „Da geht es auch darum, Arbeitsplätze zu sichern und ausbeutende Verhältnisse zu verhindern.“ Die Berliner Forsten würden zudem auf Chemie jeder Art verzichten, bodenschonende Geräte und Rückepferde einsetzen und sich an strenge Regeln in puncto Jagdzeiten und Nutzung der Waldtrassen halten. Ferner überlassen die Berliner Forsten nach Franuschs Angaben nicht nur das Totholz dem natürlichen Verfall. 10 Prozent der knapp 30.000 Hektar großen Waldfläche Berlins bleiben als Lernfläche für die Forschung unberührt liegen. Weil der Berliner Wald ein Stadt- und Erholungswald sei, gebe es dort zwar keine Sonderflächen für die ökologische Produktion von Weihnachtsbäumen, doch eine Alternative zum Kauf dänischer Ökobäume bietet das Forstamt trotzdem: Unter fachlicher Anleitung können Schleppwillige eine Kiefer, die hier natürlich wachsende Art, als Weihnachtsbaum selber schlagen. Dazu wird es im Dezember Termine geben, bei Heißgetränken und Würstchen. Auch in den meist PEFC-bewirtschafteten Brandenburger Wäldern machen Förstereien dieses Angebot.