Der Weltenwanderer

Einer der wichtigsten Regisseure Deutschlands ist nicht von hier: „Mein Leben – Fatih Akin“ (Sa., 17.45 Uhr, Arte)

Fatih Akin ist ein Großmaul – und ein großer Regisseur. Das prädestiniert ihn für die Arte-Porträtreihe „Mein Leben“. Und sorgt dafür, dass man ihm auch dann gerne zuhört, wenn er der Öffentlichkeit die Welt erklärt.

Es gehört zum Konzept von „Mein Leben“, das die Porträtierten – und nur sie – das Wort haben. Die Filmemacher können sich allein durch die Auswahl der O-Töne und die Montage ausdrücken, zugegebenermaßen auch eine ganze Menge. Autor Frank Eggers zeigt Akin als Wanderer zwischen den Welten. Als Wanderer zwischen der türkischen Heimat seiner Eltern und seiner eigenen in Hamburg.

Und er nimmt das sehr genau: Exakt die Hälfte des Films zeigt Akin ausschließlich in der Türkei, vor allem bei den Dreharbeiten zu seinem Dokumentarfilmprojekt „Müll im Garten Eden“. Die zweite Hälfte begleitet ihn ins, wie sollte es auch anders sein, regnerische Hamburg und ins – natürlich sonnige Cannes.

„Die Deutschen sehen mich als einen der ihren“, sagt er im Interview mit einer türkischen Schülerzeitung, „und in der Türkei sieht man mich als Türken an.“ Doch Akin hat sich sehr weit von der der Welt seiner türkischen Verwandtschaft entfernt – weiter, als ihm lieb ist.

„Diese Leute sind zufrieden mit dem, was sie haben“, sagt Akin, der seinem manischen Einsatz für „Gegen die Wand“ zwei Bandscheibenvorfälle und einen Goldenen Bären verdankt, bei der Berlinale 2004. „Das würde ich gerne lernen von denen.“ Ein guter Vorsatz, der wohl einer bleiben wird. Der nächste Film wartet schon. DAVID
DENK