Der schlechte Verlierer Tim Renner

OLYMPIA II Der Staatssekretär findet, dass nicht Berlin, sondern der DOSB uns die Spiele vermasselt hat

Als Verlierer vom Platz zu gehen ist nicht schön. Da hat man alles gegeben und steht am Ende mit leeren Händen da. Kopf hoch, sagt dann der Trainer, das Leben geht weiter.

Tim Renner, Berliner Kulturstaatssekretär, hat das Aus der Stadt im Kampf um die Bewerbung für die Olympischen Spiele 2024 oder 2028 nicht so leicht weggesteckt. Mehr noch: Die Niederlage gegen Hamburg hat ihn zum schlechten Verlierer werden lassen, zum Nachtreter.

Doch der Reihe nach. Es sind am Dienstag früh, sagen wir mal, etwas problematische Formulierungen gefallen in einem Radiointerview, das Renner dem RBB gegeben hat – nachdem er sich wohl schon die ganze Nacht hindurch entrüstet hat ob des Zuschlags für Hamburgs „faszinierendes Konzept“ (DOSB-Präsident Alfons Hörmann). Schuld an dem Desaster hatte nicht Berlin, meinte Renner, sondern „ein Verein“ wie der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB). Dem fehle einfach der Durchblick, wie Berlin so tickt, weil „der DOSB eins nicht kann, nämlich wirklich Berlin kennen“.

Wie es hier abgeht, wie die Stadt Sommermärchen feiert, wie sexy sie ist, und dass bei Sportevents jeder weiß, „dass wir eher auf den letzten Meter kommen, dass wir nölen, bis das Ding beginnt, und dann geht’s richtig ab“ – das alles habe der „Verein“ nicht recht mitgekriegt. Sonst wären die Spiele hier gelandet.

Michael Müller und Frank Henkel hingegen haben Hamburg zum Erfolg gratuliert. Da war nichts von der berühmt-berüchtigten Berliner Überheblichkeit. Beide sind mit hängenden Schultern, aber aufrechtem Gang in die Kabine gewankt. Renner aber hat zu allem Überfluss noch den Kopf verloren, sah er doch Chancen, dass Berlin bei Olympia 2028 als Kandidat mitspielen kann: „Ich glaube nicht, dass es der DOSB lange so spielen wird, dass im Endeffekt acht in die Jahre gekommene Damen und Herren entscheiden, wie und wo sich Deutschland bewirbt.“ Er glaube vielmehr, „dass das eine größere Breite bekommen wird, und dann gucken wir mal, ob das Ding für 2028 noch mal aufgemacht wird.“ Gute Idee, funktioniert aber nicht!

Renner wird manchmal als „Querdenker“ bezeichnet, was durchaus okay ist. Solche Leute braucht Berlin. Doch in Sachen 2028 hat er einfach nicht mitgekriegt: Hamburgs Bewerbung gilt für 2024 und 2028. Egal was und wer kommt. ROLA