Grüne stehen im Ring

In Neumünster ärgern sich die Grünen über eine Kampfveranstaltung, die einer ihrer Kandidaten mitorganisiert. Das sei eine Bühne für Rechtsextreme, sagt der Landesvorsitzende. Mittlerweile soll es erste Parteiaustritte geben

Der Hauptact bei der Kampfveranstalter „Time to Fight III“ (TTF III) ist abgesagt. In Neumünster treten die rechtslastigen Fighter Marcell Ulrich und Marco Müller am heutigen Sonnabend nicht an. „Wir haben da interveniert“, sagt Dirk Iwersen, Geschäftsführer des „Hallenbetriebs Neumünster“.

Eine Entscheidung, die der Veranstalter Arndt Bunk mitträgt. Die beiden Kämpfer hätten aber von sich aus abgesagt, betont Bunk und hebt hervor: „Das wird eine stinknormale Thaibox-Veranstaltung. Sie findet statt. Basta.“ Doch es geht nicht nur um die umstrittenen Kämpfer: Seit vergangenem Donnerstag ist TTF III auch wegen der rechtsextremen Vergangenheit des Mitveranstalters und Sponsors Klemens Otto in der Kritik (taz berichtete).

Das stellt vor allem die örtlichen Grünen vor die Frage: Ganz Absagen oder schärfer beobachten? Die Partei ist sich da nicht einig. Kandidierte doch Veranstalter Bunk 2003 für die Grünen als Parteiloser bei der Kommunalwahl. Und auch dieses Mal soll er wieder auf die Liste. „Wir kennen ihn seit langem“, sagt Sebastian Fricke, Grünen Ratsherr für den Kreisvorstand und betont, dass Bunk sowohl den „grünen Idealen als auch unserer Meinung zum Rechtsradikalismus sehr nahe steht“. Er engagiere sich auch sehr für die Integration ausländischer Sportler. Frickes Forderung: Für rechtslastige Parolen darf es bei der von Bunk organisierten Kampfveranstaltung „keine Gelegenheit“ geben.

„Dringend absagen“, fordern indes Robert Habeck, grüner Landesvorsitzender, und Angelika Beer, grüne Europaabgeordnete. Für sie handelt es sich nicht um eine „gewöhnliche Sportveranstaltung, hier wird eine Bühne für Gewalt verherrlichende, vorbestrafte Rechtsextreme geschaffen“. Und sie betonen: „Wir erwarten von jedem unserer Mitglieder, sowie Kandidaten, dass sie den Rechtsextremen keine Bühne bieten.“ Die Intervention von Habeck und Beer hatte bereits erste Parteiaustritte zur Folge. „Zwei, drei Mitglieder sind ausgetreten“, sagt der parteilose Bunk. Gleichzeitig ging er auf Distanz zu Rechtsextremen. Er kenne die Vergangenheit der beiden betroffenen Kämpfer, sagt Bunk, behauptet aber: „Sie sind geläutert“, und, „sie gehören zu meinem Freundeskreis“.

Dass Ex-Aktivisten des verbotenen Netzwerks „Blood & Honour“ den Event mittrugen, irritiert ihn wenig. Auf der TTF-III-Website ist allerdings Mitveranstalter Klemens Otto nicht mehr als Kontakt für die Anmeldung angegeben. Der „Boxverein AC Einigkeit Elmshorn“ war sich über die Vergangenheit Ottos indes nicht so sicher wie Arndt Bunk, weiß das „Bündnis gegen rechts Neumünster“. Obwohl er schleswig-holsteinischer Landesmeister ist, trennte der Verein sich von ihm. ANDREAS SPEIT